Großbritannien:Revolte der Brexit-Fans

Premierministerin May muss eine weitere schwere Schlappe einstecken: Nachdem sie schon ein Droh-Papier von konservativen Parlamentariern bekommen hatte, stellte sich jetzt auch eine Mehrheit im Kabinett gegen ihre Pläne für die EU-Handelsbeziehungen.

Von Cathrin Kahlweit, London

Die britische Premierministerin Theresa May hat am Mittwochabend in der Kabinettssitzung aller Minister, die mit dem Brexit befasst sind, eine schwere Schlappe einstecken müssen. Nachdem sie tags zuvor schon ein mit Drohungen gespicktes, 30-seitiges Papier von den in der "European Research Group" organisierten konservativen Parlamentariern bekommen hatte, die einen harten Brexit wollen, stellte sich nun auch eine Mehrheit im Kabinett gegen sie. Sowohl die Hardliner unter den Abgeordneten als auch die Mehrheit der Minister sprachen sich gegen die von May favorisierte Variante für die künftigen Handelsbeziehungen mit der EU aus.

Zur Debatte steht die sogenannte Zollpartnerschaft, die May durchsetzen möchte. Danach sollen britische Beamte Zollgebühren für Brüssel einsammeln, wenn Waren in Großbritannien ankommen, die für die EU bestimmt sind. Die andere Variante, welche die Brexit-Hardliner befürworten, sind ausgefeilte technologische Lösungen für Zollkontrollen zwischen Großbritannien und der EU, die aber bislang noch gar nicht entwickelt sind. Beide Szenarien sollen in den Augen der britischen Regierung dazu beitragen, Kontrollen an der Grenze zwischen Nordirland und der Irischen Republik vermeiden zu helfen. Brüssel hat beide Varianten als zu kompliziert zurückgewiesen.

Laut Telegraph drohen die sogenannten Brexiteers May: Sollte sie sich auf eine Zoll-Partnerschaft mit der EU einlassen, würde das zu einem "Zusammenbruch" ihrer Regierung führen, heißt es demnach in dem Schreiben.

© SZ vom 04.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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