Die britische Labour-Partei hat am Donnerstag die Urwahl ihres neuen Vorsitzenden abgeschlossen. Rund 610 000 eingeschriebene Wähler hatten die Möglichkeit, zwischen den männlichen Bewerbern Jeremy Corbyn und Andy Burnham sowie den Kandidatinnen Yvette Cooper und Liz Kendall auszuwählen. Das Wahlverfahren wurde gegen eine Gebühr von umgerechnet vier Euro für Nicht-Partei- und Gewerkschaftsmitglieder geöffnet. Nach Umfragen von Mitte August lag der radikale Linke Corbyn mit 53 Prozent Unterstützern klar vorne. Der bisherige Parteichef Ed Miliband reichte nach der schweren Niederlage bei der Parlamentswahl im Mai den Rücktritt ein. Die Labour-Partei steckt seit Jahren in einer Orientierungskrise. Unter dem langjährigen Premier Tony Blair war sie stark in die Mitte gerückt. Corbyn steht eher für einen radikalen linken Kurs.
Corbyn sprach sich nicht eindeutig für einen Verbleib in der EU aus
Corbyn, 66, besuchte als einziger der Kandidaten keine Universität. Seit 1983 ist er Abgeordneter von Islington im Norden Londons. Er gilt als authentisch und zu seinem Wort stehend. Corbyn ist dafür, Britanniens Atomwaffen abzuschaffen, er setzt sich für Staatsinvestitionen ein, für mehr Steuern auf höhere Einkommen und die Verstaatlichung der Bahn. In einem Punkt vermied er jede Festlegung: Er sagte nicht, wie er bei der von Premier Cameron für spätestens 2017 angekündigten Volksabstimmung über die EU-Mitgliedschaft stimmen werde.