Großbritannien:Fuchsjagd in Westminster

Die Schottische Nationalpartei zeigt Premier Cameron ungeniert, wie groß ihre neue Macht ist.

Von Christian Zaschke

Sorge um die Füchse war sicher nicht der Grund dafür, dass die Scottish National Party (SNP) angekündigt hatte, gegen eine Gesetzesänderung bezüglich der Treibjagd zu stimmen, die nur England und Wales betroffen hätte. Die Entscheidung war rein parteitaktisch motiviert - ein Lehrbeispiel für ein ebenso gelungenes wie zynisches Manöver.

Seit den Wahlen im Mai stellt die separatistische SNP die drittgrößte Fraktion im britischen Parlament. Parteichefin Nicola Sturgeon hatte angekündigt, dass die Schotten frischen Wind ins Unterhaus bringen würden. Damit meinte sie: keine Spielchen; stattdessen: eine neue, offene, bürgernahe Politik.

Bei der ersten sich bietenden Gelegenheit hat Sturgeon nun einen anderen Weg eingeschlagen. Traditionell enthalten sich SNP-Abgeordnete bei Fragen, die lediglich für England oder Wales von Belang sind. Sturgeon konnte jedoch der Versuchung nicht widerstehen, Premierminister David Cameron eine Kostprobe ihrer Kraft zu geben. Prinzipiell kann man der Partei keinen Vorwurf machen, so funktioniert Politik nun mal oft. Doch muss sie sich an ihren eigenen Maßstäben messen lassen. Es war jedem politischen Beobachter klar, dass die Zeit der Unschuld der SNP in Anbetracht der neuen Machtfülle nicht lange währen würde. Dass sie derart schnell zu Ende ging, überrascht nun aber doch. Die SNP ist damit wirklich in Westminster angekommen.

© SZ vom 15.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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