Großbritannien:Er keilt zurück

Nun hat Trump selbst Londons Schmerzgrenze überschritten.

Von Cathrin Kahlweit

Donald Trump hat es jetzt geschafft, dass nicht nur sehr viele Briten den US-Präsidenten für eine Zumutung halten, sondern auch die britische Regierung. Ganz gegen alle diplomatischen Gepflogenheiten sagt sie das sogar offen. Das amerikanisch-britische Verhältnis, bisher als "special relationship" gehandelt, ist damit einer massiven Belastungsprobe ausgesetzt.

Trump hatte Tweets einer Neonazi-Politikerin übernommen und an seine gut 40 Millionen Follower geschickt. Downing Street teilte ihm mit, er habe damit eine islamophobe Propagandistin aufgewertet; Trump keilte zurück - gegen die Premierministerin persönlich. Mittlerweile hat die Sache die Dimension einer Staatsaffäre angenommen. Der britische Botschafter hat sich im Weißen Haus beschwert; hochrangige Politiker in London verlangen, Trump endgültig auszuladen, der für 2018 seinen Besuch angedroht hatte. Das alles kommt der britischen Regierung mehr als ungelegen, sie braucht die Amerikaner nach dem Brexit mehr als zuvor. Es gereicht den Briten daher zur Ehre, dass sie auf Höflichkeiten verzichtet haben und sagen: So nicht, Mr. President.

Ihm und seinen Anhängern wird das nur gefallen. Trump liebt Ärger, wenn der ihn in den Schlagzeilen hält und seine Wähler sehen, dass er andere Politiker in den Senkel stellt. Die radikalen Nationalisten in Großbritannien lachen sich derweil ins Fäustchen.

© SZ vom 01.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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