Großbritannien:Der Preis der Macht

Eine Milliarde Pfund kostet Theresa May der Verbleib im Amt.

Von Christian Zaschke

Was die Macht kostet, lässt sich nach dem Abkommen der britischen Konservativen mit der nordirischen Democratic Unionist Party (DUP) genau beziffern: Ihr Preis beträgt eine Milliarde Pfund. Um soviel wird die Finanzhilfe für Nordirland aufgestockt, das heißt: So viel lassen sich die Tories die Unterstützung der DUP kosten, auf die sie angewiesen sind, weil sie bei der Wahl ihre absolute Mehrheit verloren haben. Das sind 100 Millionen Pfund für jede einzelne der zehn Stimmen aus Nordirland.

Allerdings gilt das Abkommen nur für zwei Jahre. Anschließend wird erneut gesprochen, und wer die knallharten Verhandler der DUP kennt, der weiß, dass dann noch mehr Geld fließen wird. Der Deal zeigt: Die geschwächte Premierministerin Theresa May ist erpressbar von einer Kleinpartei, mit deren erzkonservativen Positionen auch viele Tories nichts anfangen können.

Am Ende dürfte der Preis sogar noch höher ausfallen. Die britische Regierung kann durch den Deal nicht mehr glaubhaft als Mittlerin in Nordirland auftreten. Das könnte den Friedensprozess gefährden. Zudem unterminiert May die Einheit des Königreiches. In Schottland, Wales und in den ärmeren Teilen Englands werden mit einigem Recht Fragen aufkommen, warum eine Region so bevorzugt wird. Die Antwort liegt auf der Hand: weil hier Schmiergeld fließt, um eine schwache Premierministerin im Amt zu halten.

© SZ vom 27.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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