Griechenland:Protest der Flüchtlinge

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Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen zieht aus Protest gegen die geplanten Rückführungen in die Türkei ihre Mitarbeiter von der Insel Lesbos zurück.

Fünf Tage nach Vereinbarung des EU-Pakts mit der Türkei haben Hunderte Flüchtlinge in Griechenland am Mittwoch für die Öffnung der Grenzen demonstriert. Sowohl an der Grenze zu Mazedonien wie auf den Ägäis-Inseln, auf denen sie seit Sonntag gestoppt werden, forderten sie, ihre Reise nach Mitteleuropa fortsetzen zu können. Die griechischen Behörden versuchten weiterhin zu klären, wie genau die Vereinbarung zur Rückführung illegal eingereister Migranten in die Türkei umzusetzen ist. Insgesamt sitzen derzeit etwa 50 000 Flüchtlinge in Griechenland fest.

Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen (MSF) hat ihre Arbeit im Registrierungslager Moria auf der griechischen Insel Lesbos eingestellt. "Wir werden nicht zulassen, dass unsere Hilfe für eine Massenabschiebung instrumentalisiert wird", sagte Marie Elisabeth Ingres, die Landeskoordinatorin der Hilfsorganisation, am Mittwoch. Es sei eine "extrem schwierige Entscheidung" gewesen, "weil uns die Fortführung der Arbeit zu Komplizen eines Systems machen würde, das wir als unfair und unmenschlich ansehen", so Ingres. Ärzte ohne Grenzen werde aber die Arbeit im eigenen Transitzentrum in Mantamados fortsetzen, hieß es.

Bereits am Dienstag hatte das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR, das die Rückführungen in die Türkei für rechtlich bedenklich hält, angekündigt, keine Flüchtlinge mehr von der Küste in das Zentrum zu transportieren. Das UNHCR beteilige sich nicht an "Haftzentren".

Seit dem 20. März müssen laut der Vereinbarung von EU und Türkei alle in Griechenland ankommenden Flüchtlinge in die Türkei zurückgeschickt werden. Zuvor müssen diese registriert und Asylanträge aufgenommen werden. Die Rückführungen sollen am 4. April starten. Beamte sagten, rechtliche und praktische Fragen müssten noch geklärt werden.

Unterdessen hat der Zustrom von Migranten aus der Türkei nach Griechenland seit Dienstag nachgelassen. Bis zum Mittwochmorgen setzten 260 Menschen von der türkischen Küste auf griechische Ägäis-Inseln über, teilte der griechische Stab für die Flüchtlingskrise mit. Am Tag zuvor waren mehr als 600 Menschen eingetroffen, von Sonntag bis Montagmorgen 1662. In der Ägäis herrschen allerdings derzeit Stürme, die die Schifffahrt gefährlich machen.

In Idomeni an der Grenze zu Mazedonien harrten nach Schätzungen des Krisenstabs 13 000 Menschen aus. Sie wollen weiter Richtung Norden, meist nach Deutschland. Die Stimmung unter ihnen wird immer angespannter. "Wenn wir hier nicht wegkommen, dann wollen wir hier alle sterben", sagten Flüchtlinge zu Reportern. Mehrere Hundert aufgebrachte Demonstranten unterbrachen in Idomeni eine Essensverteilung und verlangten die Öffnung der Grenze zu Mazedonien. Am Mittwoch blockierten Dutzende die Eisenbahntrasse zwischen Griechenland und Mazedonien, berichtete das Staatsfernsehen ERT. Aus Furcht vor Gewaltakten hatten die meisten humanitären Organisationen einen Teil der Mitarbeiter in der Nacht zum Mittwoch aus dem Lager abgezogen, teilte ein UNHCR-Sprecher mit.

© SZ vom 24.03.2016 / SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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