Griechenland:Nur aufgeschoben

Wenn Deutschland den IWF an Bord haben will, muss es eine Streckung des Schuldendienstes akzeptieren.

Von Alexander Mühlauer

Vor sechs Jahren verknüpfte Angela Merkel die Griechenland-Rettung mit drei Buchstaben: IWF. Die Bundeskanzlerin holte den Internationalen Währungsfonds an Bord. Schon damals genoss der IWF den Ruf eines unbestechlichen Sanierers, der sich auch von demonstrierenden Rentnern und Landwirten nicht beeindrucken lassen würde. Diesen Reformer glaubte die Kanzlerin bereits 2010 an ihrer Seite haben zu müssen, um die Milliardenkredite für Athen in ihrer eigenen Fraktion durchsetzen zu können. Daran hat sich bis heute nichts geändert; außer der Tatsache, dass der IWF sich noch immer nicht am dritten Hilfsprogramm für Griechenland beteiligt hat.

Dass der Währungsfonds mitmacht, ist für Deutschland (und noch einige andere europäische Staaten) eine "conditio sine qua non", eine unabdingbare Voraussetzung, die nicht verhandelbar ist. Doch dafür stellt der IWF eine Bedingung: Die Schulden Griechenlands müssen tragfähig sein. Das sind sie aber zurzeit nicht.

Athen muss also weitere Reformen auf Vorrat beschließen. Trotzdem werden die Europäer nicht um Schuldenerleichterungen herumkommen. Sie müssen die Laufzeiten der Kredite verlängern und die Zinsen deckeln. Das Risiko, dass Athen die Hilfen nicht zurückzahlt, wird in die Zukunft geschoben. Ein echter Schuldenschnitt - und damit Milliardenkosten für die Europäer - ist jedenfalls nicht nötig. Das sieht sogar der IWF so.

© SZ vom 25.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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