Gibraltar:Felsenfest

Der Affenfelsen zurück an Spanien? Die Konservativen in Madrid haben ihre Forderungen nicht durchdacht.

Von Thomas Urban

Für Spanien ist der markante Felsen mit der berühmten Affenkolonie ein doppeltes Ärgernis: Patrioten fordern die Rückgabe der im Spanischen Erbfolgekrieg vor 304 Jahren offiziell an die Briten abgetretenen sechseinhalb Quadratkilometer. Und Wirtschaftsexperten stören sich daran, dass Gibraltar eine Steueroase sowie ein Einfallstor für den Zigarettenschmuggel ist.

Beim Schmuggel sind die Behörden von Gibraltar gefragt: Sie könnten energischer dagegen vorgehen, etwa indem sie Steuern auf Tabakwaren kräftig erhöhten; das wäre auch im Interesse der Gesundheit. Die Steuerschlupflöcher sind dagegen ein Anliegen der gesamten EU.

Doch die Chancen auf eine Rückgabe des Affenfelsens an Spanien sind gleich null. Der Grund ist simpel: 99 Prozent der Einwohner, somit auch die spanischstämmmige Mehrheit, wollen britisch bleiben. Ohnehin sind die Ansprüche aus dem konservativen Lager in Madrid nicht besonders durchdacht. Denn postwendend fordern die Marokkaner den Rückzug Spaniens aus den Hafenstädten Ceuta und Melilla auf der anderen Seite des Mittelmeers. Deren Einwohner aber wollen EU-Bürger bleiben, ganz so wie es auch rund 96 Prozent der Gibraltarer wollten, nun aber nicht mehr dürfen. Die Spanier sollten sich also darauf konzentrieren, in Ruhe ein Wirtschaftsabkommen zum beiderseitigen Nutzen auszuhandeln. Und somit gute Nachbarn zu sein.

© SZ vom 06.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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