Gesundheit:Ärzterepublik Deutschland

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Die Zahl der Mediziner erreicht einen Rekordwert. Trotzdem bremst die Bundesärztekammer jegliche Euphorie. Bei der Versorgung von Patienten, so warnt sie, klafften immer größere Lücken - vor allem sind die ländlichen Regionen betroffen.

Von Kim Björn Becker, München

In Deutschland arbeiten so viele Ärzte wie noch nie. Zum Jahresende 2016 registrierten die Ärztekammern etwas mehr als 387 000 berufstätige Mediziner bundesweit. Das geht aus der jüngsten Statistik der Bundesärztekammer (BÄK) hervor, die am Montag veröffentlicht worden ist. Demnach stieg die Zahl der berufstätigen Ärzte binnen eines Jahres um mehr als zwei Prozent. Das entspricht einem Plus von 7300 Personen. Etwas mehr als die Hälfte der registrierten Mediziner sind in Krankenhäusern tätig, weitere etwa 150 000 arbeiten in der ambulanten Versorgung. Davon wiederum ist eine große Mehrheit mit eigener Praxis niedergelassen (120 000), nur etwa 32 000 Mediziner arbeiten dort als Angestellte.

Die meisten Ärzte mit fremdem Pass stammen aus Rumänien, Griechenland und Syrien

BÄK-Präsident Frank-Ulrich Montgomery versuchte am Montag dem Eindruck entgegenzutreten, dass mit der steigenden Zahl der Ärzte auch zwingend Verbesserungen in der Versorgung der Patienten einhergingen. Wer nur die steigenden Arztzahlen betrachte, "verschließt die Augen vor der ganzen Wahrheit", ließ sich Montgomery zitieren. "Tatsächlich öffnet sich die Schere zwischen Behandlungsbedarf und Behandlungskapazitäten immer weiter. Schon heute klaffen bei der ärztlichen Versorgung in vielen Regionen große Lücken." Montgomery spielt damit nicht nur auf den Mangel an Ärzten in ländlichen Regionen an. In Hamburg zum Beispiel kommt ein berufstätiger Arzt auf nur 140 Einwohner, in Brandenburg sind es 256. Die BÄK argumentiert auch, dass die medizinische Versorgung einer alternden Gesellschaft immer aufwendiger werde. Diese Entwicklung spiegelt sich auch in der Altersstruktur der Mediziner: Anfang der Neunzigerjahre war noch mehr als jeder vierte Arzt jünger als 35 Jahre, derzeit ist nur jeder fünfte so jung.

Zugleich waren im vergangenen Jahr so viele ausländische Ärzte hier tätig wie noch nie: Die Ärztekammern registrierten fast 42 000 ausländische Mediziner, ein Jahr zuvor waren es nur knapp 38 000. Das entspricht einem Anteil von elf Prozent. Die meisten Ärzte mit fremdem Pass stammen aus Rumänien, Griechenland, Syrien und Österreich.

© SZ vom 25.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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