Geschichte:Drucke Scheine und rede darüber

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Beim Bargeld erfordern auch kleine Änderungen Fingerspitzengefühl - dafür gibt es historische Beispiele.

Von Markus Zydra

Zu den komplexesten Geldumtausch-Projekten in der Wirtschaftsgeschichte gehört die Einführung des Euro. Schon im Sommer 1999 hatte man in den 15 europäischen Druckereien mit der Produktion der neuen Euro-Geldscheine begonnen, obwohl das Bargeld erst mehr als zwei Jahre später fließen sollte. Die Architekten der Europäischen Währungsunion wussten, dass man so ein einschneidendes Vorhaben früh und gut planen muss. Dabei ging es nicht nur darum, bis zum Stichtag genügend Euro-Banknoten vorrätig zu haben. Genauso wichtig war es, die Menschen gerade in Deutschland davon zu überzeugen, dass der Euro so stabil wie die D-Mark sein würde. Die Umstellung musste daher weitgehend reibungslos funktionieren. Jedwede Panne, etwa bei der Veränderung der Girokonten oder bei der Euro-Ausgabe an den Bankautomaten, hätte Europas neue Währung sofort in Misskredit gebracht.

Viele Menschen reagieren sehr sensibel und misstrauisch, wenn sich das Bargeld verändert. Verantwortungsvolle Zentralbanken versuchen deshalb, die Öffentlichkeit schon Jahre im Voraus auf den Wandel vorzubereiten. Das gilt für singuläre Großprojekte wie eine Währungsreform ebenso wie für kleinere Änderungen, wie zum Beispiel die Entscheidung der Europäischen Zentralbank im Mai dieses Jahres, den 500-Euro-Schein abzuschaffen.

Zur Beruhigung gibt es eine "Ewigkeitsgarantie"

Bereits ein gutes Jahr vorher hatten die EZB-Granden in ihren Reden darauf hingewiesen, dass man die Abschaffung prüfe. Die Bürger konnten sich mit dem Plan auseinandersetzen. Die EZB beschloss eine lange Frist und gab eine Ewigkeitsgarantie: Die Ausgabe des 500-Euro-Scheins wird Ende 2018 gestoppt, danach behält der Fünfhunderter seinen Wert und kann auf ewig bei den nationalen Notenbanken eingetauscht werden. Die meisten Menschen waren danach beruhigt, während andere darin den ersten Schritt zur kompletten Abschaffung des Bargelds sehen.

Die EZB führt derzeit die zweite Generation der Euro-Banknoten ein. Auch das ist ein jahrelanger Prozess, und auch hier gilt: Die alte Banknotenserie behält ihren Wert. Die neuen Scheine sollen fälschungssicherer sein als die alten. Die neuen Fünfer, Zehner und Zwanziger sind schon im Umlauf. Im nächsten Jahr folgt der Fünfziger.

Dazu kommen zeitraubende technische Vorarbeiten. Zur Einführung neuer Geldscheine müssen die Hersteller von Geldausgabegeräten frühzeitig informiert werden, damit sie ihre Geräte auf die neuen Scheine umstellen können. Das gilt etwa für alle Verkaufs- und Parkautomaten sowie im öffentlichen Nahverkehr. Alle Geräte, die Geldscheine annehmen oder ausgeben, müssen technisch umgerüstet werden. Das gelingt trotz guter Vorbereitung nicht immer rechtzeitig.

Ein besonderes Projekt mit geringer Vorbereitungszeit war die Einführung der D-Mark in der damaligen DDR mit der Wiedervereinigung. Die Bundesbank hatte damals knapp fünf Monate Zeit, um die Westwährung bis Juli 1990 in den Osten zu bringen. An einigen Orten fehlte die Stromversorgung, um die Geldzählmaschinen anzuschließen. Die schlechten DDR-Straßen hielten mitunter dem Gewicht der schweren Geldtransporter nicht stand. Einmal gingen auf einer Fahrt die Türen eines Transporters auf und Geldbündel im Wert von zig Millionen D-Mark flogen auf die Straße. Es wurde wieder eingesammelt. Gefehlt habe nichts.

© SZ vom 28.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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