Gabriel in der Kritik:Knut gegen den Klimawandel

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Umweltminister Gabriel hat als Pate für Knut knapp 12.000 Euro ausgegeben. Kritiker sagen, er habe den kleinen Eisbär als PR-Gag missbraucht - und Steuergeld verschwendet.

J. Troesser

Mit großen dunklen Augen, weichem Kuschelfell und tapsigen Pfoten lässt sich fast jedes Herz erweichen - und so manches politische Thema emotionalisieren. Das hat auch Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) erkannt, als er im März 2007 die Patenschaft für Eisbär Knut übernahm, der zu dieser Zeit das Licht der Öffentlichkeit erblickte.

Umweltminister Gabriel und der kleine Eisbär Knut. (Foto: Foto: dpa)

Knut wurde im Dezember 2006 im Berliner Zoo geboren und von Pflegern aufgezogen, nachdem die Eisbärmutter ihren Nachwuchs verstoßen hatte. Die Bilder vom niedlichen Eisbärbaby lösten einen internationalen Medienrummel aus.

Im Rahmen der Patenschaft zahlte das Bundesumweltministerium 11.900 Euro für die Verpflegung des kleinen Bären - das wurde auf eine Anfrage der FDP-Politikerin Ulrike Flach hin bekannt. Sie wittert hinter der scheinbar gut gemeinten Patenschaft eine PR-Kampagne des Ministeriums.

Gabriel wolle bloß von dem Hype um Knut profitieren und verschwende dabei Steuergelder, ließ Flachs Büro verlauten. "Der Eisbär wurde als Maskottchen und PR-Gag missbraucht", sagt ihr Mitarbeiter Heiko Krause. "Mit Knut hätte man damals alles verkaufen können."

Der Verdacht liegt nahe. Ganz Deutschland war zu dieser Zeit im Knut-Fieber, die Presseberichte und Vermarktung von Merchandising-Artikeln schienen kein Ende zu nehmen. Das Bundesumweltministerium hat im Hype seine Chance erkannt: Auch wenn Knut von Hand im Berliner Zoo aufgezogen wurde, ist und bleibt er ein Eisbär. Und diese sind durch den Klimawandel bedroht.

"Ohne Eis kein Eisbär"

Also wurde Deutschland daran erinnert, dass es irgendwo da draußen noch viele kleine Knuts gibt - mit tapsigen Pfoten, großen Augen und weichem Fell. Die Heimat dieser Eisbärbabys ist nun in Gefahr. "Ohne Eis kein Eisbär", verkündete Sigmar Gabriel in einer Rede zur Übernahme der Patenschaft. Ein recht banaler Satz, in Verbindung mit Bildern vom kleinen Knut geht er den Zuhörern aber ans Herz.

Das Bundesumweltministerium selbst behauptete nie, dass es bei der Patenschaft alleine um die Verpflegung des Berliner Eisbären ging. "Wir gehen davon aus, dass Knut auch ohne die Patenschaft ausreichend Futter bekommen hätte", sagt Tobias Dünow von der Pressestelle des Ministeriums.

Auch in der Rede des Umweltministers und Eisbärpaten im März des vergangenen Jahres wurde das deutlich: "Auf dass auch aus Knut ein 'König der Kälte' werde - in einer Welt, in der auch die Arktis kalt bleibt", sagte Gabriel. Schon zu Beginn der Patenschaft war somit klar, dass es nicht nur um Knut als Zoo-Eisbären geht - sondern um Knut als Wahrzeichen für bedrohte Arten durch den Klimawandel.

Eine ganz normale Patenschaft

Thomas Ziolko, Vorsitzender der Fördergemeinschaft von Tierpark und Zoo Berlin, glaubt, dass diese Strategie "wunderbar gelungen" ist. "Durch das Zootier kann deutlich gemacht werden, welcher Zusammenhang zwischen Klimawandel und Ökosystemen besteht", sagt Ziolko.

Auch für die Kritik von Flachs Büro, Gabriel sei nur einmal "werbewirksam" bei Knut zu Besuch gewesen, hat er kein Verständnis: "Es ist natürlich nicht so, dass der Pate jederzeit vorbei kommen kann, um das Tier zu knuddeln", sagt Ziolko. Die Patenschaft von Gabriel habe sich in dieser Hinsicht nicht von der eines anderen Bundesbürgers unterschieden.

Die Idee der Patenschaft ging nach Angaben des Umweltministeriums vom Zoo aus, wurde von Gabriel aber gerne angenommen, "um zum einen auf die UN-Naturschutzkonferenz aufmerksam zu machen und zum anderen den engen Zusammenhang zwischen dem Schutz der Biologischen Vielfalt und dem Klimaschutz einer breiten Öffentlichkeit zu verdeutlichen", so Dünow. "Beide Ziele sind erreicht worden."

Gabriel dürfte auch hinsichtlich seiner persönlichen PR zufrieden sein - im Gegensatz zu manchem Steuerzahler.

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