G-8-Gipfel: Beratung über Hungerkrise:Gemeinsam gegen den Hunger

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Nach einem gemeinsamen Beschluss zum Klimaschutz beraten die Staats- und Regierungschefs der G 8 heute im italienischen L'Aquila über die weltweite Hungerkrise. Geplant sind Hilfsmittel in Milliardenhöhe.

Mit Beratungen über den Hunger auf der Welt und die Auswirkungen der Wirtschaftskrise auf Afrika geht heute der dreitägige G-8-Gipfel zu Ende. An den abschließenden Gesprächen im italienischen L'Aquila nehmen auch die Staats- und Regierungschefs von Schwellenländern und zahlreichen afrikanischen Staaten teil, darunter Libyens Präsident Muammar el Gaddafi. Schon am Donnerstagabend gab es ein "historisches shake-hands" mit US- Präsident Barack Obama.Im Zentrum der Beratungen steht der Plan der G-8-Staaten, direkte Nahrungsmittelhilfen zurückzufahren und den armen Staaten dafür mehr Geld zu geben, um eine eigene funktionierende Landwirtschaft aufzubauen.

Historischer Handschlag: US-Präsident Barack Obama begrüßt Libyens Präsident Muammar el Gaddafi auf dem G-8-Gipfel. (Foto: Foto: getty)

Die sieben führenden Industrienationen und Russland (G 8) hatten bereits am Mittwoch beschlossen, mehr als 15 Milliarden Dollar zur Verfügung zu stellen, um die Anbaumethoden zu verbessern. Der französische Präsident Nicolas Sarkozy kündigte einen Beitrag seines Landes in Höhe von rund zwei Milliarden Dollar an. Japan stellte zwischen drei und vier Milliarden Dollar in Aussicht. Vergangenes Jahr hatten in zahlreichen Ländern der Welt Rekordpreise für Nahrungsmittel zu Protesten gegen die in die Höhe schnellenden Preise und regelrechten Hungeraufständen geführt.

Die Organisation Oxfam kritisierte bereits am Donnerstag, die sieben führenden Industrienationen und Russland böten den hungernden Menschen in der Welt "nichts als lauwarme Verspechen". 15 Milliarden Dollar hörten sich zwar nach viel an, es handle sich aber dabei nicht um zusätzliche Hilfen, bemängelte Jörn Kalinski von Oxfam Deutschland.

Regelmäßige Selbstkontrolle

Die armen Länder, insbesondere in Afrika, leiden massiv unter der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise. Laut Welternährungsorganisation überschreitet die Zahl der Hungernden aufgrund der Krise in diesem Jahr erstmals die Milliarden-Schwelle. Im Bereich der Entwicklungshilfe wollen die G-8-Staaten künftig regelmäßig überprüfen, ob sie ihre 2005 im schottischen Gleneagles gemachten Versprechen einhalten - etwa das, die Entwicklungshilfe für Afrika bis 2010 um 25 Milliarden Dollar pro Jahr zu erhöhen. Bereits am Mittwoch hatten die G-8-Staats- und Regierungschef ihr Ziel bekräftigt, 0,7 Prozent ihres Bruttoinlandsprodukts bis 2015 für Entwicklungshilfe zur Verfügung stellen.

Beginn des G-8-Gipfels
:Klimawandel, Risotto und fliegende Steine

Die Krise der Weltwirtschaft, Klimawandel und Entwicklungshilfe sind die Themen des G-8-Gipfels in L-Aquila. Der Beginn der Gespräche wurde von Protesten begleitet.

An den ersten beiden Gipfeltagen hatten die G-8-Chefs Handlungsfähigkeit demonstriert: Beim lange vernachlässigten Klimaschutz übernahmen sie erstmals eine Führungsrolle. Auch aufstrebende Schwellenländer wie Indien und China schlossen sich bei den Gipfel-Verhandlungen am Donnerstag dem ambitionierten G-8-Ziel an, die Erderwärmung auf maximal zwei Grad zu begrenzen, um den Klimawandel aufzuhalten. Dafür wollen die G 8 auch mit Mexiko und Südafrika, außerdem Australien, Südkorea und Indonesien zusammenarbeiten.

Wegweisend

Wissenschaftler lobten die Festlegung auf die Höchstgrenze zwei Grad als wegweisend für die Klimaverhandlungen im Dezember in Kopenhagen. Dann will die Staatengemeinschaft ein Abkommen aushandeln, um den Ausstoß gefährlicher Treibhausgase wie CO2 möglichst rasch zu verringern. Der Greenpeace-Klimaexperte Tobias Münchmeyer nannte die Beschlüsse jedoch eine enttäuschende "Einigung auf den allerkleinsten gemeinsamen Nenner".

US-Präsident Barack Obama kündigte an, im März 2010 einen Atomgipfel in Washington einzuberufen, um Maßnahmen im Kampf gegen den Nuklearwaffen-Schmuggel voranzubringen.

Die "absolute Katastrophe"

Im Konflikt um das iranische Atomprogramm warnte Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy Israel vor einem eventuellen militärischen Alleingang. Ein israelischer Militärschlag gegen die Atomanlagen im Iran wären die "absolute Katastrophe".

Zuletzt gab es wieder vermehrt Spekulationen, Israel könnte einen Atomangriff auf den Iran vorbereiten. Anlass waren Äußerungen von US-Vizepräsident Joe Biden, wonach Israel das souveräne Recht habe, selbst zu entscheiden, was in seinem besten Interesse sei.

Die G 8 hatte den Iran auf ihrem Gipfel bereits ultimativ zur Rückkehr an den Verhandlungstisch aufgefordert. Bis September sei die G 8 bereit, Verhandlungen eine Chance zu geben, sagte Sarkozy. Der Iran lehnte fast zeitgleich einen Verzicht auf sein Atomprogramm ab.

© dpa/Reuters/AFP/holz - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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