Frankreichs Präsident Hollande:In Sarkozys Spuren

Der Sozialist Hollande schwenkt rasant auf deutschen Kurs ein: Sparsamer Staat, weniger Abgaben, flexiblere Firmen - und er traf sich mit Peter Hartz. Doch Frankreichs Präsident muss aufpassen, dass es ihm nicht wie einst Sarkozy ergeht.

Ein Kommentar von Stefan Ulrich

In seinen letzten Monaten als Präsident wurde Nicolas Sarkozy nicht müde, seinen Franzosen das "modèle allemand" zu predigen. Er tat dies, wie es seine Art ist, obsessiv. Viele Bürger erkannten zwar an, dass der Nachbar erfolgreich wirtschaftete. Sie wurden es aber leid, ständig am deutschen Wesen genesen zu sollen.

François Hollande wies dagegen auf die Schattenseiten des deutschen Modells hin und versprach den Franzosen, sie könnten ihren eigenen Weg gehen - sozial gut abgesichert und vor den Zumutungen der Globalisierung geschützt. Auch deshalb gewann Hollande die Wahl.

Eineinhalb Jahre und viele schlechte Wirtschaftszahlen später schwenkt der Sozialist Hollande, der in seinem Herzen stets Sozialdemokrat war, rasant auf den deutschen Kurs ein. Er plädiert für einen sparsamen Staat, niedrigere Abgaben und wettbewerbsfähigere Unternehmen; und er traf sich mit Peter Hartz, dessen Arbeitsmarktreformen für Deutschland in Frankreich sehr umstritten sind.

Besser spät als nie, mag man in Berlin denken und den neuen Weggefährten Hollande freudig begrüßen. Der Präsident aber muss aufpassen, dass es ihm nicht wie Sarkozy ergeht und er die Bürger verprellt. Viele Franzosen sind durchaus bereit, von ihren Nachbarn zu lernen. Ein Modell überstülpen lassen sie sich aber nicht. Sie möchten, dass Frankreich, trotz aller nötigen Reformen, am Ende immer noch Frankreich bleibt.

© SZ vom 29.01.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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