Frankreich:Wer zu spät kommt

Die Arbeitslosigkeit sinkt, doch Präsident Hollande nutzt das nichts mehr.

Von Stefan Ulrich

Nicolas Sarkozy war ein Präsident, der viel verheißen und wenig erreicht hat, was den Franzosen so auf die Nerven ging, dass sie ihn 2012 abwählten. Sein Nachfolger, François Hollande, zog daraus die Lehre, den Bürgern klar anzukündigen, woran er sich messen lassen wollte. Er werde die Trendwende am Arbeitsmarkt schaffen und mehr Menschen zu Jobs verhelfen, versprach er. Seitdem wartete der Mann im Élysée so geduldig auf das Jobwunder wie Penelope im Palast von Ithaka auf Odysseus.

Doch während die Popularitätswerte des Präsidenten sanken, stieg die Arbeitslosigkeit an. Nun, kurz vor Ende seiner Amtszeit, scheint sich Hollandes an Phlegma grenzende Beharrlichkeit doch noch auszuzahlen. Für September melden die Arbeitsämter den stärksten Rückgang der Arbeitslosigkeit seit zwei Jahrzehnten. Der Präsident versichert, jetzt ernte er die Früchte seiner Arbeit.

Dies ist unter Experten umstritten. Etliche bezweifeln, dass dies schon die große Wende für die französische Wirtschaft sei. Doch selbst wenn dies so sein sollte, käme es für Hollande zu spät. Der Staatschef ist inzwischen derart unbeliebt bei seinen Landsleuten, dass er dies bis zur Wahl im Frühjahr nicht mehr gutmachen kann. Nach seinem Amtsantritt 2012 hatte Hollande eineinhalb Jahre vertändelt, bevor er sich an Reformen machte. Diese Zeit fehlt ihm jetzt. Vielleicht wird daraus sein Nachfolger lernen.

© SZ vom 27.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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