Frankreich:Was zu sagen war

Die TV-Debatte bietet Erhellendes zur Demokratie.

Von Christian Wernicke

Frankreich hat etwas Neues erlebt. Mehr als drei Stunden lang stritten vier Männer und eine Frau in einem Fernsehstudio darum, wer von ihnen der beste Präsident sein würde. Noch nie hatte es so eine TV-Debatte vor dem ersten Wahlgang gegeben. Bisher zählte nur das Wort-Duell der zwei Stichwahl-Kandidaten zu den Ritualen der Republik.

Aber diese Wahl ist anders. Die Franzosen machen reinen Tisch. Reihenweise haben sie die etablierte Pariser Garde aufs Altenteil geschickt: François Hollande, Nicolas Sarkozy, Alain Juppé - aussortiert. Zudem überschattet eine Serie von Skandalen die Saison: Das Familien-Beschäftigungsprogramm des Republikaners Fillon oder die kreativen Tricks der rechtsextremen Marine Le Pen machten mehr Schlagzeilen als alle Ideen für Frankreichs Zukunft.

Insofern hat die Runde die Nation weitergebracht. Der Fünfkampf bot selten rhetorisches Feuerwerk, auch keine Erleuchtung. Wer aber mehr wissen wollte, der ist nun gut bedient. Marine Le Pen, einer begnadeten Brunnenvergifterin, ist es nicht gelungen, die Debatte zu beherrschen. Sie bediente ihre Klientel, aber neue Wähler dürfte sie kaum gewonnen haben. Zehn Millionen Franzosen bewiesen Sitzfleisch und Bürgersinn. So setzen die Citoyens ein Zeichen, gegen der Unsitten ihrer herrschenden Klasse: Der Demokratie im Land geht es besser, als viele Franzosen glauben.

© SZ vom 22.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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