Frankreich:Valls bedrängt Hollande

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Premier Manuel Valls schließt eine Kampfkandidatur gegen Präsident François Hollande in der Vorwahl der französischen Sozialisten nicht mehr aus. Die Kandidatenwahl seiner Partei im Januar müsse den Sozialisten "Elan und Hoffnung" geben.

Knapp ein halbes Jahr vor der Präsidentenwahl in Frankreich macht Premier Manuel Valls Druck auf den unpopulären Amtsinhaber François Hollande, nicht für eine zweite Amtszeit anzutreten. In einem Interview mit dem Journal du Dimanche schloss Valls eine Bewerbung bei der Vorwahl der Sozialisten nicht mehr aus, auch wenn Hollande kandidieren sollte. Die Entscheidung werde schon bald fallen, kündigte Valls an.

"Angesichts der Verunsicherung, des Zweifels, der Enttäuschung, der Vorstellung, dass die Linke keine Chance hat, will ich diesen Mechanismus durchbrechen, der uns in die Niederlage führen wird", sagte Valls. "Man kann nicht umhin festzustellen, dass sich der Kontext in den letzten Wochen geändert hat". Valls bezog sich mit der Aussage auf die Veröffentlichung eines Buches von zwei Journalisten über Gespräche mit Hollande, in denen sich der Präsident abfällig über politische Gegner und Parteifreunde geäußert hat. Das Buch habe auf der Linken für "tiefe Verunsicherung" gesorgt, sagte Valls dem Journal du Dimanche und fügte hinzu, "als Chef der Mehrheit gehört es zu meiner Verantwortung, diesem Klima Rechnung zu tragen". Die Kandidatenwahl der Sozialisten im Januar müsse der Partei neuen "Elan und Hoffnung" geben. Hollande will erst im Dezember bekannt geben, ob er im Frühjahr 2017 für eine zweite Amtszeit kandidiert. Umfragen geben ihm so gut wie keine Chance auf eine Wiederwahl.

Die Anhänger der Konservativen entschieden am Sonntag über ihren Kandidaten für das Präsidentenamt. In der Stichwahl standen sich die beiden früheren Premiers François Fillon, 62, und Alain Juppé, 71, gegenüber. Nach dem unerwarteten Ausscheiden von Ex-Staatschef Nicolas Sarkozy in der ersten Runde galt Fillon als klarer Favorit. Er setzt auf einschneidende Reformen in der Wirtschafts- und Sozialpolitik und will das Verhältnis zu Russland verbessern. Laut Umfragen konnte er auf bis zu 65 Prozent der Stimmen hoffen. Fillon hatte sich in der ersten Runde überraschend mit gut 44 Prozent der Stimmen durchgesetzt. Juppé war auf 28,6 Prozent gekommen. Dem Kandidaten der Konservativen werden gute Chancen eingeräumt, im Mai in der entscheidenden Stichwahl anzutreten - aller Wahrscheinlichkeit nach gegen die Rechtspopulistin und Europagegnerin Marine Le Pen vom Front National (FN).

© SZ vom 28.11.2016 / dpa, AFP - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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