Frankreich:Sarkozy will wieder Präsident werden

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"Ich spüre, dass ich die Kraft habe, diesen Kampf in diesem so quälerischen Moment unserer Geschichte zu führen", begründet Nicolas Sarkozy seine Kandidatur. (Foto: Jeff Pachoud/AFP)

Der Republikaner Nicolas Sarkozy war bereits einmal Präsident der Franzosen. Nun hat er angekündigt, dass er das Amt erneut anstrebt.

Von Christian Wernicke, Paris

Frankreichs Ex-Präsident Nicolas Sarkozy will zurück an die Macht. "Ich habe mich entschlossen, Kandidat für die Präsidentschaftswahlen 2017 zu sein", ließ der konservative Politiker am Montag wissen. Der 61-jährige Republikaner legte sein Amt als Vorsitzender der Partei nieder, die er seit seiner Rückkehr in die nationale Politik im Herbst 2014 anführt.

Sarkozy verbreitete die Nachricht auf ungewöhnliche Weise: Er kündigte für Mittwoch die Veröffentlichung eines neuen Buches an ("Tout pour la France", zu Deutsch: "Alles für Frankreich"), auf dessen Einband er seine Wiederkehr annonciert. "Frankreich erwartet, dass man alles gibt", schreibt er. Indirekt verweist der frühere Präsident auf die jüngsten blutigen Anschläge islamistischer Terroristen als ein zentrales Motiv seiner Bewerbung: "Ich spüre, dass ich die Kraft habe, diesen Kampf in diesem so quälerischen Moment unserer Geschichte zu führen."

Zwar betont Sarkozy, er habe seine Entscheidung zur Kandidatur erst nach langem Zögern getroffen. Gleichwohl war seine Bewerbung seit Monaten erwartet worden. Frankreichs Republikaner planen für November eine Vorwahl, die den Bewerber der bürgerlichen Rechten küren wird. Laut Umfragen liegt Sarkozy zwar unter den ungefähr 250 000 Mitgliedern seiner Partei klar vorn. Die Vorwahl wird jedoch allen potenziellen Wählern der Mitte und des rechten Lagers offenstehen und dürfte nach Schätzungen von Demoskopen bis zu drei Millionen wahlberechtigte Franzosen an die Partei-Urnen locken. Unter ihnen gilt bisher der gemäßigte Ex-Premier Alain Juppé als Favorit. Anderen Bewerbern wie François Fillon, der Sarkozy von 2007 bis 2012 als Premierminister diente, werden nur geringe Chancen eingeräumt.

Sarkozy hat sich vorgenommen, mit einem rechten Kurs auch Wähler zu umwerben, die seine (Republikaner (bis Mai 2015 UMP) an den rechtspopulistischen Front National verloren hatten. Seit dem Attentat von Nizza am 14. Juli mit 86 Todesopfern und dem Mordanschlag auf einen katholischen Priester bei Rouen bekunden mehr Franzosen denn je, für sie seien die innere Sicherheit, die Zuwanderung von Muslimen sowie die Trennung von Kirche und Staat die wichtigsten Themen. Das Ex-Staatsoberhaupt hatte nach den Terroranschlägen "eine Anpassung des Rechtsstaats" gefordert und vorgeschlagen, Tausende vom Inlands-Geheimdienst beobachtete Verdächtige auch ohne gerichtsfeste Beweise unter Hausarrest zu stellen. Ähnlich wie der Front National fordert Sarkozy, muslimischen Kindern in den Kantinen staatlicher Schulen nicht länger ein Ersatzessen anzubieten, falls Schweinefleisch auf dem Speiseplan steht. Zudem will er das an Schulen geltende Kopftuchverbot auf Universitäten ausweiten. Auch will er die unter Franzosen zunehmend unbeliebte EU per "Neugründung" radikal reformieren und entmachten.

Im Umfragen bekunden drei von vier Landsleuten, sie wünschten keine politische Wiederkehr Sarkozys. Zwar bescheinigt eine Mehrheit der Franzosen ihrem Ex-Präsidenten Dynamik, Autorität und Mut. Aber weniger als ein Viertel hält den Konservativen für vertrauenswürdig oder fähig, eingegangene Wahlversprechen einzulösen. Zudem überschatten Ermittlungsverfahren um Parteispenden und die illegale Finanzierung seines Wahlkampfes 2012 die Kandidatur.

© SZ vom 23.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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