Frankreich:Gesucht wird: eine Partei

Staatschef Macron setzt mit En Marche einen Mann ein, der ihm schon jetzt zum nächsten Wahlsieg verhelfen soll.

Von Leo Klimm

Emmanuel Macron hat die Macht in Frankreich. Aber eine solide Machtbasis hat er nicht. Dazu ist mehr nötig als die Begeisterung der Aktivisten, die sich seiner Bewegung La République En Marche vor der Präsidentenwahl angeschlossen hatten - und sich jetzt zum Teil enttäuscht abwenden. Um die Macht zu erhalten und die Politik der Erneuerung durchsetzen zu können, macht Macron seine Bewegung daher jetzt genau zu dem, was sie erst nicht sein sollte: zu einer klassischen, schlagkräftigen Partei.

Das ist wenigstens ehrlich, denn En Marche war nie die Graswurzelbewegung, für die sie gutgläubige Anhänger hielten. Machtbasis und Basisdemokratie haben für Macron nicht viel gemein. Nicht umsonst hat er sich im Studium besonders für Machiavelli interessiert.

Der junge Staatschef setzt bei En Marche also einen hörigen Fahrensmann ein, der die Partei straff führen wird. Sein Kalkül ist, dass er nur so in den nächsten Jahren Wahlmandate auf lokaler, regionaler und europäischer Ebene erobern wird. Auf diese Erfolge ist er dringend angewiesen, wenn seine Reformpolitik bis in jeden Winkel Frankreichs übersetzt werden soll. Und: Die Mandate, die En Marche bei den Zwischenwahlen erringen will, sollen die Wiederwahl Macrons 2022 ermöglichen. Der Trick mit der spontanen Sammlungsbewegung hat ihn in den Élysée befördert. Er wird ihn nicht wiederholen können.

© SZ vom 20.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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