Frankreich:"Dschungel" soll schließen

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Frankreichs Regierung will das umstrittene Flüchtlingscamp in Calais räumen. Dort leben derzeit geschätzt 10 000 Menschen.

Die französische Regierung will das umstrittene Flüchtlingslager in Calais endgültig schließen. Innenminister Bernard Cazeneuve sagte bei einem Besuch in der Hafenstadt am Ärmelkanal, das Camp solle schrittweise geräumt und abgebaut werden. Nach Schätzungen halten sich dort bis zu 10 000 Menschen auf, die nach Großbritannien gelangen wollen. Die Stadtverwaltung von Calais forderte eine sofortige Räumung.

Cazeneuve sagte der Zeitung Nord Littoral, er wolle bei der Schließung des Lagers "mit der größten Entschlossenheit" vorgehen. Dafür habe er den Staatsrat um Unterstützung gebeten. Noch dieses Jahr sollen nach den Worten des sozialistischen Politikers 8000 Unterkunftsplätze geschaffen werden, um die Flüchtlinge zum freiwilligen Verlassen des Camps zu bewegen.

Zudem soll es zusätzliche Sicherheitskräfte geben. Nach Angaben des Innenministers ist derzeit die Rekordzahl von 1900 Polizisten im Einsatz. 200 weitere sollen hinzukommen. Sie sollen insbesondere verhindern, dass Flüchtlinge heimlich auf Lkw steigen, um so per Fähre über den Ärmelkanal zu gelangen. Ferner sollen sie die Menschen davon abhalten, auf die Züge zu klettern, die durch den Eurotunnel fahren.

Die Bürgermeisterin von Calais, Natacha Bouchart, forderte, das Lager sofort zu räumen. Wenn die Regierung nicht umgehend handele, "werden wir in sechs Monaten nicht 9000 Migranten haben, sondern 15 000", betonte die Politikerin von den konservativen Republikanern.

Derzeit halten sich so viele Flüchtlinge wie nie im Camp auf, das im Frühjahr 2015 entstand. Die Behörden schätzen ihre Zahl auf 7000, Hilfsorganisationen auf bis zu 10 000. Die Behörden haben mehrere Versuche unternommen, das Lager zu schließen, das "Dschungel" genannt wird. Calais ist seit Jahren ein Brennpunkt der europäischen Flüchtlingskrise. Die meisten Flüchtlinge dort hoffen, nach Großbritannien zu gelangen, wo sie sich mehr Chancen ausrechnen.

© SZ vom 03.09.2016 / afp - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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