Frankreich:Der bewegende Mann

Macron braucht mehr Verbündete in Europa.

Von Thomas Kirchner

Operation Europa, zweiter Teil. Was Frankreichs Präsident Emmanuel Macron politisch mit der EU anstellen will, dass er diese verunsicherte, zwischen Selbstbewusstsein und Verzweiflung schwankende Union von Grund auf renovieren, kampfkräftiger, souveräner und so stärker machen will, das wusste man seit seiner Rede in der Sorbonne.

Nun macht Macron sich daran, seine Ideen in der europäischen Politik, in Brüssel und Straßburg, machtpolitisch abzusichern. Er weiß genau: Kein noch so gutes Verhältnis mit Angela Merkel - ein Verhältnis, das sich übrigens gerade merklich eintrübt - wird ihm helfen, wenn er seine Politik nicht auch im Europäischen Parlament durchsetzen kann. Es darf in den meisten zentralen Fragen mitreden und mitentscheiden. Hier sucht der Franzose deshalb Verbündete, und er nutzte seinen Auftritt in Straßburg nach Kräften, um für sich zu werben. Er trat souverän auf, konzentriert, engagiert, erklärte sich geduldig und nahm die Abgeordneten vor allem ernst. Es war, mit Verlaub, ein Auftritt, wie ihn die Bundeskanzlerin vermutlich nicht hinbekommen würde.

Bewusst lässt Macron offen, ob er mit seiner Partei En Marche eine Fraktion im EU-Parlament bilden will. So schürt er die Sorge der Konkurrenz, löst Unsicherheit und Nervenkitzel aus. Europa gerät in Bewegung.

© SZ vom 18.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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