Frankreich:Attentäter hatte Komplizen

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Der Anschlag in Nizza war offenbar von langer Hand geplant, so sehen es die französischen Ermittler.

Der Attentäter von Nizza hatte nach Angaben der Staatsanwaltschaft Komplizen, und er hatte seinen Anschlag offenbar monatelang geplant. Das sagte der französische Anti-Terror-Staatsanwalt François Molins am Donnerstag in Paris. Die Behörde eröffnete ein Ermittlungsverfahren unter anderem wegen Mordes, Beihilfe zum Mord und Beteiligung an einer terroristischen Vereinigung. Gegen fünf Verdächtige beantragte sie Untersuchungshaft - ihre Rollen müssen aber noch abschließend geklärt werden.

Die fünf Personen sollen dem mutmaßlichen Angreifer Mohamed Lahouaiej Bouhlel geholfen haben, sagte der Pariser Staatsanwalt am Donnerstag. Bei dem Anschlag mit einem Lastwagen am 14. Juli waren im südfranzösischen Nizza 84 Menschen getötet worden. Der Mann habe seine Tat wohl vor mehreren Monaten ins Auge gefasst und die Pläne heranreifen lassen, sagte Molins. Der Staatsanwalt stützt sich dabei auf die Auswertung von Kommunikationsdaten und Fotos. So wurden auf einem Handy von Mohamed Lahouaiej Bouhlel Bilder von zwei Feuerwerken und einem Konzert auf der Strandpromenade von Nizza im Sommer 2015 gefunden, der Fokus lag dabei jeweils auf der Menschenmenge. Er hatte auch einen Zeitungsartikel gespeichert, bei dem es um einen Mann ging, der mit einem Fahrzeug auf eine Restaurant-Terrasse raste. Bislang war nur die Rede davon gewesen, dass er die Attacke über mehrere Tage vorbereitet hatte.

Die Verdächtigen hatten nach Angaben der Ermittler regen Kontakt untereinander. Ein 37-jähriger Tunesier und ein 40 Jahre alter Franko-Tunesier sollen in den Tagen vor dem Anschlag mit dem Attentäter in dem gemieteten Lastwagen gewesen sein. Das geht aus der städtischen Videoüberwachung, Handyfotos und Fingerabdrücken hervor. Die übrigen drei - ein weiterer Franko-Tunesier und ein albanisches Paar - sollen bei der Beschaffung der Pistole des Attentäters eine Rolle gespielt haben. In einem Keller fanden die Ermittler auch ein Sturmgewehr. Noch sei aber unklar, was mit dieser Waffe bezweckt wurde oder werden sollte. Zur Motivation des Attentäters äußerte sich Molins nicht näher.

Allerdings wurde auf dem Handy des Tunesiers eine SMS von einem der Verdächtigen gefunden, in der dieser sich im Januar 2015 positiv über den islamistischen Anschlag auf das Satiremagazin Charlie Hebdo äußert.

© SZ vom 22.07.2016 / dpa, AP - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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