Foltervorwürfe gegen Polizei:Ägyptischer Aktivist stirbt an schweren Verletzungen

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Hunderte ägyptische Oppositionelle haben zwei Aktivisten gedacht, die in Zusammenhang mit den  Protesten zum Jahrestag der ägyptischen Revolution ums Leben kamen. 

(Foto: AFP)

Bei einer Demonstration zum zweiten Jahrestag der Revolution in Ägypten verschwindet Mohammed al-Guindi plötzlich. Die Regierung behauptet, er habe einen Autounfall gehabt. Tage später taucht der Oppositions-Aktivist in einem Krankenhaus auf, jetzt ist er an seinen schweren Verletzungen gestorben. Parteifreunde sprechen von "Folter".

Ein ägyptischer Oppositioneller ist nach Berichten lokaler Medien in einem Kairoer Krankenhaus an den Folgen von Misshandlungen durch die Polizei gestorben. Es handelt sich um den jungen Aktivisten Mohammed al-Guindi, der der Volksbewegung des ehemaligen Präsidentschaftskandidaten Hamdien Sabahi angehörte.

Al-Guindi sei diesen Montag in einem Krankenhaus "infolge von Folter" verstorben, wie ein Vertreter der Volksbewegung mitteilte. Das Gesundheitsministerium bestätigte den Tod des Mannes. Er war Ende Januar verschwunden, nachdem er an einer Demonstration gegen die Regierung von Präsident Mohammed Mursi teilgenommen hatte.

Al-Guindi war während der Proteste gegen die islamistische Regierung am zweiten Jahrestag der ägyptischen Revolution mit einem Polizeioffizier aneinandergeraten. Nach Angaben seiner Mutter berichteten Oppositionelle, die mit al-Guindi zusammen festgenommen wurden, dass der 28-Jährige in ein Polizeilager gebracht und gefoltert wurde. Nach Angaben des Ministeriums wurde al-Guindi am 28. Januar, drei Tage nach seinem Verschwinden, bewusstlos und mit inneren Blutungen in ein Krankenhaus in Kairo eingeliefert.

Misshandelter Demonstrant beschuldigt Polizisten

In sozialen Netzwerken kursierten Fotos des Mannes, die ihn im Bett liegend zeigen, mit blauen Flecken und Schlagspuren im Gesicht. Nach Oppositionsangaben ergab ein vorläufiger medizinischer Bericht, dass al-Guindi mit harten Gegenständen geschlagen, mit Elektroschocks traktiert wurde und gebrochene Rippen hatte. Auf Twitter und Facebook wird al-Guindi als Symbol des Kampfes gegen Polizeigewalt verehrt.

Mehrere hundert Menschen versammelten sich diesen Montag auf dem zentralen Tahrir-Platz in Kairo, um an seinem Totengebet teilzunehmen. Dort wurde auch einem weiteren Opfer gedacht: Amr Saad. Er starb nach Informationen der Zeitung Al-Masry Al-Youm am vergangenen Freitag an den Folgen einer Schussverletzung. Diese hatte er sich bei einer Straßenschlacht zwischen Demonstranten und der Polizei vor dem Präsidentenpalast zugezogen. Damit sind in Ägypten seit dem 25. Januar, dem zweiten Jahrestag der Revolution, insgesamt 55 Menschen bei Krawallen ums Leben gekommen.

Schwere Vorwürfe gegen die Polizei hat auch ein Ägypter erhoben, der bei einer Demonstration in Kairo nackt über die Straße geschleift wurde: Hamada Saber war nach einer Prügelattacke vor dem Präsidentenpalast in der Nacht zum Samstag mit leichten Verletzungen in ein Krankenhaus eingeliefert worden.

Zunächst hatte er behauptet, Demonstranten hätten ihn misshandelt. Eine TV-Kamera hatte jedoch festgehalten, wie Polizisten den nackten Mann, der am Boden lag, schlugen und über den Asphalt zerrten.

Das ägyptische Nachrichtenportal Al-Ahram zitierte den 50-Jährigen mit den Worten, er habe sich zunächst gegen eine Anzeige entschlossen, um eine weitere Eskalation zu vermeiden. Seine Familie habe ihn jedoch dazu aufgefordert, dem Staatsanwalt die Wahrheit zu sagen. Inzwischen wird gegen 15 Polizisten ermittelt.

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