Folge des Bürgerkriegs:Fast 40 Prozent der Syrer auf der Flucht

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Syrische Flüchtlinge hocken am 02.03.2014 im Flüchtlingslager Za'atari in Jordanien. An die 100 000 Menschen leben hier. (Foto: dpa)

Neun Millionen Syrer sind durch den Bürgerkrieg zu Vertriebenen geworden. Das UN-Flüchtlingshilfwerk rechnet mit einer weiteren Zunahme. Doch auch auf der Flucht droht den Menschen Lebensgefahr.

Fast 40 Prozent der syrischen Bevölkerung haben ihr Zuhause verloren und sind auf der Flucht. Neun Millionen Menschen, die Hälfte davon Kinder. Auf diese Zahlen weist das UN-Flüchtingshilfswerk (UNHCR) hin und fordert eine stärkere Fürsorge für diese Menschen.

Seit dem Ausbruch des Konflikts vor drei Jahren flohen nach UN-Angaben mehr als 2,5 Millionen Syrer ins Ausland; weitere 6,5 Millionen seien zu Vertriebenen im eigenen Land geworden.

Als Folge davon steige die Zahl der Bootsankünfte im südlichen Mittelmeer und an den osteuropäischen Grenzen. Immer mehr Syrer riskieren ihr Leben und vertrauen sich Schleppern an, oft mit tragischem Ausgang. Allein 2013 starben nach UNHCR-Angaben 700 Menschen beim Versuch, das Mittelmeer zu überqueren - 250 davon kamen aus Syrien.

Bootsflüchtlinge vor der Küste Lampedusas: Das UN-Flüchtingshifswerk rechnet mit einer Zunahme von Flüchtlingen vor Europas Grenzen angesichts der riesigen Vertriebenenzahlen in Syrien. (Foto: EPA/Italian Navy)

"In welcher Welt leben wir, wenn Syrerinnen und Syrer, die vor einem brutalen Konflikt fliehen, ihr Leben auf der Flucht riskieren müssen und - wenn sie es schließlich geschafft haben - nicht willkommen sind oder sogar an den Grenzen abgewiesen werden?", fragte der UN-Flüchtlingskommissar António Guterres.

Weniger als vier Prozent der Flüchtlinge in Europa

Bislang seien weniger als vier Prozent der syrischen Flüchtlinge in europäische Länder gekommen. Hier hätten seit Beginn des Konflikts 56 000 Syrer Asyl beantragt, die meisten von ihnen in Schweden und Deutschland. Zum Vergleich habe allein die Türkei mehr als 625 000 Syrer aufgenommen.

Die weitaus meisten Flüchtlinge des syrischen Bürgerkriegs - nahezu eine Million - leben im Libanon. Die Zahl könne bis Ende 2014 auf 1,6 Millionen steigen, warnte das UNHCR. Bereits jetzt kämen statistisch auf 1000 Libanesen 230 syrische Flüchtlinge. In den vergangenen Jahrzehnten habe es keine vergleichbare Konzentration von Flüchtlingen in einem einzigen Land gegeben. Im Pro-Kopf-Vergleich nimmt der Libanon 70 Mal mehr Flüchtlinge als Frankreich oder 280 Mal mehr Flüchtlinge als die USA auf. Auf absolute Zahlen würde das auf die deutsche Bevölkerung umgerechnet 19 Millionen Flüchtlinge bedeuten.

Generell sei es "unglaublich", dass sich eine derartige humanitäre Katastrophe vor den Augen der Weltbevölkerung abspiele, ohne dass es nennenswerte Fortschritte bei Versuchen gebe, das Blutvergießen zu stoppen, mahnte Guterres. Das UNHCR ruft alle Staaten auf, Schutz suchenden Syrern Zugang zu gewähren und keine syrischen Flüchtlinge in die an Syrien grenzenden Länder zurückzuschicken.

Auch die Internationale Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmond-Gesellschaften (IFRC) appellierte an die Weltgemeinschaft, stärker auf ein Ende des Blutvergießens in Syriens hinzuwirken. Helfer des Syrischen Roten Halbmonds würden mittlerweile unter größten Schwierigkeiten mehr als drei Millionen Notleidende versorgen. Bereits 34 Mitarbeiter dieser Organisation seien während ihres humanitären Einsatzes getötet worden.

Gefechte gefährden islamischen Schrein

Unterdessen bereitet sich in Syrien die türkische Armee darauf vor, den Schrein von Sulayman Schah in Syrien zu verteidigen. Das berichtete die Zeitung Hürriyet Daily News unter Berufung auf Militärkreise. Falls der Schrein angegriffen werden sollte, werde man die Luftwaffe und Bodentruppen in Bewegung setzten, hieß es.

Sulayman Shah war der Großvater von Osman I., dem Begründer des Osmanischen Reiches. Gemäß einem Vertrag von 1921 ist der Grund und Boden rund um den Schrein türkisches Gebiet. Zuletzt hatte es in dem Gebiet, das zur Provinz Aleppo gehört, Kämpfe zwischen Rebellen und Terroristen der Gruppe Islamischer Staat im Irak und in Syrien (ISIS) gegeben.

© dpa/UNHCR/joba - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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