Flüchtlinge:Vorbild Türkei

Es ist beschämend, wie sich einige EU-Staaten benehmen.

Von Thomas Kirchner

Was es zu sagen gibt zum Thema Europa und Flüchtlinge, hat UN-Hochkommissar António Guterres am Donnerstag gesagt, sinnigerweise am Rande des EU-Innenministertreffens in Luxemburg. Der Tenor: Die Lage ist katastrophal. Aber sie wird noch schlimmer. Den Sommer über wird sich ein Strom von Notleidenden über jene Gebiete Europas ergießen, die damit am allerwenigsten umgehen wollen und können, nämlich über den Balkan und vor allem Griechenland. Dort werden sie menschenunwürdig behandelt, zurück- oder einfach weitergeschickt.

4,3 Millionen Syrer werden sich bis Ende des Jahres ins Ausland gerettet haben. Allein die Türkei hat 1,8 Millionen von ihnen aufgenommen und dafür laut Guterres sechs Milliarden Dollar aus ihrem Haushalt aufgebracht. Angesichts solcher Zahlen tut es weh zu sehen, wie sich einige europäische Staaten anstellen wegen ein paar Hundert Flüchtlingen, denen sie ein Weiterleben ermöglichen sollen.

An Brüssel liegt es in diesem Fall nicht. Die Europäische Kommission hat einen guten Plan vorgelegt, der akute Not lindern und als Einstieg in ein faireres Verteilungssystem dienen könnte. Die Idee der Kommission, fixe Quoten zu beschließen, lässt sich politisch zwar - noch - nicht durchsetzen. Aber wenigstens bei den Aufnahme-Zusagen ist nun ein Fortschritt zu erkennen. Alles andere wäre peinlich, ja unmenschlich.

© SZ vom 10.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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