Flüchtlinge:Schlüssel zur Integration

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Arbeit sei für Flüchtlinge besonders wichtig, um Anschluss an die Gesellschaft zu erhalten, meint Ministerin Nahles. Und dabei seien Praktika sinnvolle "Türöffner". Diese sind nun für Asylsuchende leichter zu bekommen.

Junge Flüchtlinge kommen künftig wesentlich leichter an ein Praktikum für den Einstieg in den Beruf. Das Bundeskabinett beschloss am Mittwoch eine entsprechende Neuregelung, um Asylsuchende und Geduldete besser in den deutschen Arbeitsmarkt zu integrieren. Die Verordnung geht auf eine Vereinbarung zwischen Bund und Ländern zurück und kann schon in den nächsten Tagen in Kraft treten. Bisher können Flüchtlinge in den ersten 15 Monaten Praktika nur dann absolvieren, wenn die Bundesagentur für Arbeit zustimmt, weil niemand aus Deutschland oder EU-Ländern den Platz haben will. Diese Vorrangprüfung fällt nun weg.

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Arbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) sagte, sehr viele Flüchtlinge, die nach Deutschland kämen, würden dauerhaft bleiben. Und Arbeit sei ein zentraler Schlüssel, ihnen Anschluss an die Gesellschaft zu ermöglichen. Praktika seien "beste Türöffner" für den Berufseinstieg. In den nächsten Wochen sollen die jungen Flüchtlinge zudem in den Genuss von Ausbildungshilfen kommen können, sagte sie. Nahles forderte vor diesem Hintergrund erneut mehr Mittel zur Eingliederung der Flüchtlinge in den Arbeitsmarkt. Die neue Regelung gilt für Pflichtpraktika sowie Orientierungspraktika, die bis zu drei Monaten dauern können und für Studium oder Ausbildung Voraussetzung sind. Zudem sind so ausbildungs- und studienbegleitende Praktika bis zu drei Monaten möglich. Die Änderung ist Teil einer Reihe von Erleichterungen beim Zugang zum Arbeitsmarkt. Als nächstes sollen jugendliche Flüchtlinge ein Aufenthaltsrecht für die Dauer ihrer Ausbildung erhalten. Wie viele junge Flüchtlinge für solche Praktika infrage kommen, sei derzeit nicht genau zu beziffern, sagte Nahles. 2014 betrafen etwa 116 000 Asylanträge Menschen, die jünger als 25 Jahre alt waren. Damit waren 54 Prozent aller ankommenden Flüchtlinge noch keine 25 Jahre alt, wie der Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für Integration und Migration am Mittwoch mitteilte. Knapp ein Drittel der Ankömmlinge waren noch nicht einmal volljährig, fast 10 000 von ihnen gar erst im Säuglingsalter. Die Minderjährigen kommen demnach zumeist aus Serbien und Kosovo, während die weitaus meisten Flüchtlinge aus Eritrea oder Somalia junge Erwachsene sind. Der Stiftungsrat forderte die Politik auf, den Schulbesuch junger Flüchtlinge spätestens drei Monate nach Stellen des Asylantrags sicherzustellen. "Der Zugang zu Bildung und Ausbildung für junge Flüchtlinge entscheidet über ihre Zukunftschancen" sagte Cornelia Schu, Direktorin des Forschungsbereichs beim Sachverständigenrat. Es sei "eine Chance für ein demografisch alterndes Land wie Deutschland", dass so viele junge Flüchtlinge hierher kämen.

© SZ vom 30.07.2015 / dpa/epd - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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