Flüchtlinge:Perfider Plan

Eine IS-Strategie für Deutschland könnte aufgehen.

Von Ronen Steinke

Die denkbar größten Gegner der Dschihadisten sind Leute, die schon einmal unter deren Wahnsinn gelitten oder ihn jedenfalls aus der Nähe gesehen haben, und das heißt: die allermeisten, wenn nicht fast alle syrischen und irakischen Flüchtlinge.

Daran zu erinnern ist wichtig, wenn in diesen Tagen zwar der eine Plan der Terrormiliz IS - mutmaßlich, muss man sagen, solange die Beweislage undurchsichtig bleibt - von deutschen und französischen Ermittlern durchkreuzt worden ist, der andere Plan aber nicht. Es ist ein Plan, der leichter funktioniert. Er geht so: Ein paar wenige IS-Fanatiker, eingeschmuggelt in den Strom der Flüchtlinge, genügen schon, um den Verdacht gegen alle Flüchtlinge zu schüren. Das verschlechtert die Lebensbedingungen für die dem IS verhassten Schutzsuchenden in Europa, und das wiederum treibt einzelne Frustrierte vielleicht tatsächlich noch in die Arme der Fundamentalisten.

Natürlich muss der Staat genau hinsehen, um IS-U-Boote in den Flüchtlingsunterkünften zu enttarnen. Auch ohne falsche Scheu, so wie dies offenbar bereits geschieht - diesmal mit Erfolg. Das ist im Interesse der Flüchtlinge, die nicht wollen können, dass derselbe Wahnsinn, der ihre Heimat zerfrisst, ihnen nach Europa hinterherreist. Wenn es den Behörden gelingt, dies deutlich zu machen, dann können sie in den Unterkünften sogar auf bereitwillige Mithilfe zählen.

© SZ vom 04.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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