Flüchtlinge:In der Schutzlücke

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Familienministerin Manuela Schwesig will mehr Sicherheit für geflüchtete Frauen in Heimen. Diese fliehen nicht nur vor der Gewalt in ihren Heimatländern. Die Übergriffe setzen sich häufig in den Unterkünften fort.

Von Elena Adam, Berlin

Frauen und minderjährige Flüchtlinge sollen in ihren Unterkünften besser geschützt werden. Das kündigten Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig (SPD) und die Flüchtlingsbeauftragte der Bundesregierung, Aydan Özoğuz, am Donnerstag auf einer Tagung in Berlin an. Ein Drittel der Asylsuchenden seien Frauen, sagte Özoğuz. Sie flöhen nicht nur oft vor frauenfeindlicher Gewalt im Heimatland, sondern seien oftmals auch während ihrer Flucht und sogar in Asylunterkünften Übergriffen ausgesetzt. Schwesig sagte: "Hier gibt es eine Schutzlücke, die wir schließen müssen."

Das UN-Kinderhilfswerk Unicef hatte kürzlich Fälle von Vergewaltigungen und sexuellen Übergriffen in Aufnahmeeinrichtungen dokumentiert und auf Verdachtsfälle sexueller Ausbeutung hingewiesen. Wie viele Frauen tatsächlich ganz alleine reisen und wie viele von ihnen in Flüchtlingsunterkünften Gewalt erlebt haben, darüber gibt es allerdings keine Daten. Über Monate habe keine ordentliche Registrierung von Einreisenden stattgefunden, so Schwesig: Das sei eine Schwäche im Umgang mit der Flüchtlingskrise gewesen und müsse jetzt behoben werden. Darüber hinaus kündigte die Ministerin an, es werde bald ein Führungszeugnis für Hilfspersonal in Unterkünften eingeführt.

In Asylunterkünften soll es, wie es anderswo längst Standard ist, künftig gesonderte Rückzugsräume und Sanitäranlagen für Frauen und Kinder geben. Das Risiko von Übergriffen auf Frauen soll sich durch schon dadurch vermindern lassen, dass Männer keinen Zugang zu bestimmten Bereichen im Heim haben. "Manchmal ist es nur eine eigene Dusche, also ganz praktische Dinge", sagte Özoğuz. 200 Millionen Euro sollten den Kommunen dafür durch ein KfW-Investitionsprogramm bereitgestellt werden.

Schwangere und Frauen mit Kindern sollten zudem vorzugsweise in Jugendherbergen unterkommen. Schon jetzt werden dort Flüchtlinge untergebracht. Schwesig hat den Deutschen Jugendherbergsverband nun gebeten, freie Plätze für Frauen bereit zu halten: "Es ist einfach ein Unterschied, ob eine Frau alleine, mit Kindern oder hochschwanger in einer Halle mit 700 Leuten untergebracht ist, oder sich in einer Jugendherberge ein Zimmer teilen kann."

© SZ vom 15.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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