Flüchtlinge:Ein Hafen für die "Lifeline"

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Das Schiff einer deutschen Organisation darf mit mehr als 230 Flüchtlingen in Malta anlegen. Italien hatte die Genehmigung verweigert, ist aber angeblich bereit, einen Teil der Menschen aufzunehmen, ebenso wie Frankreich.

Warten auf das Ende ihrer Odyssee: Migranten an Bord des Rettungsschiffs Lifeline. (Foto: Felix Weiss/AFP)

Das seit Tagen im Mittelmeer kreuzende Flüchtlingsschiff Lifeline kann nach Angaben der italienischen Regierung in Malta anlegen. Italiens Ministerpräsident Giuseppe Conte teilte am Dienstag nach einem Gespräch mit dem maltesischen Regierungschef Joseph Muscat mit, sein Land werde einen Teil der mehr als 230 Flüchtlinge an Bord aufnehmen. Rom hatte sich zuvor geweigert, das von einer deutschen Hilfsorganisation betriebene Schiff in einem italienischen Hafen anlegen zu lassen.

Ein Sprecher der Hilfsorganisation Mission Lifeline sagte allerdings später, es liege noch keine Bestätigung vor. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron bestätigte, Frankreich und einige andere europäische Länder wollten Migranten von dem Rettungsschiff aufnehmen. Die Zahl sei begrenzt, es seien "mehrere Dutzend" Menschen pro Land. Der maltesische Premierminister Joseph Muscat habe europäische Solidarität organisiert, lobte Macron am Mittwochabend in Rom. Auch Schleswig-Holsteins Landesregierung erklärte sich bereit, einige der Migranten aufzunehmen.

Malta hatte der Lifeline zunächst wie Italien das Anlaufen eines Hafens verweigert. Das von der Dresdner Hilfsorganisation Mission Lifeline betriebene Schiff harrt deshalb seit Tagen mit 234 Flüchtlingen an Bord in internationalen Gewässern aus. Malta erwägt, Ermittlungen gegen den Kapitän aufzunehmen. Er habe bei der Rettung der Migranten vergangene Woche Anweisungen der italienischen Behörden ignoriert.

Das dänische Containerschiff Alexander Maersk mit 108 Flüchtlingen an Bord hat am Montagabend in Italien anlegen dürfen. Nach drei Tagen Wartezeit durfte das Schiff im sizilianischen Pozzalo einlaufen. Der Frachter hatte Ende vergangener Woche 113 vor Libyen in Seenot geratenen Flüchtlingen geholfen. Fünf der Flüchtlinge - vier Kinder und eine Schwangere - waren zwischenzeitlich in Sizilien an Land gegangen. Anschließend wartete das Schiff auf Anweisungen der Behörden.

Italiens Innenminister Matteo Salvini hatte am Montag bekräftigt, dass Schiffe von Hilfsorganisationen, die Flüchtlinge vor Libyen aufnehmen, keine Häfen mehr anlaufen dürfen. Er wirft den Hilfsorganisationen vor, Schleppern zu helfen.

© SZ vom 27.06.2018 / AFP - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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