Fifa-Skandal:Kronzeuge der Anklage

Der erste von den in Zürich verhafteten Fifa-Funktionären wurde an die USA ausgeliefert. Er wird wohl auspacken.

Von Thomas Kistner

Am Mittwoch bestieg Jeffrey Webb in Zürich ein Flugzeug in die USA. Drei amerikanische Bundespolizisten eskortierten den Mann, den Fifa-Präsident Sepp Blatter noch im April als möglichen Nachfolger genannt hatte, in die USA. Der Fifa-Funktionär Webb von den Kaiman-Inseln hatte seiner Auslieferung zugestimmt; es heißt, er wolle den US-Ermittlern helfen, die Korruption im Weltfußball-Verband aufzuklären.

Warum Webb kooperiert, lässt sich leicht erahnen: Sechs weitere Fifa-Kollegen sitzen noch in Zürich in Haft, einem wurden bereits 50 Jahre Haft avisiert. Das muss Webb durchaus schrecken, denn er ist seit Langem viel enger mit der Fifa-Spitze und vor allem mit Blatter verbandelt, der ihn 2002 in eine handverlesene Buchprüfer-Kommission berief. In der Heimat dirigierte Webb eine Firma, die einem anderen karibischen Fußball-Skandalfunktionär gehört: Jack Warner. Das Unternehmen verdiente Millionen Dollar mit TV-Rechten, die Warner zu Spottpreisen von der Fifa bekam - als Dankeschön für Gefälligkeiten für Blatter.

Niemand glaubt ernsthaft, dass nicht zumindest ein Teil dieser Millionengeschäfte der Korruption diente. Um diesen Sumpf trocken zu legen, brauchen die US-Ermittler einen Kronzeugen. Den haben sie nun in Person von Jeffrey Webb. Der Mann von den Kaiman-Inseln wird die Fifa erschüttern - vielleicht die ganze Fußballwelt.

© SZ vom 17.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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