Fifa:Schmach für Blatter und Platini

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Die Ethikkommission suspendiert den bisherigen Präsidenten und den Uefa-Chef wegen der Korruptionsvorwürfe.

Von Johannes Aumüller, Frankfurt

Die wichtigsten internationalen Fußballverbände stehen vor einem umfassenden personellen Neuanfang. Die Ethik-Kommission des Fußball-Weltverbandes (Fifa) sperrte am Donnerstag sowohl ihren Präsidenten Sepp Blatter als auch Michel Platini, den Chef der Europäischen Fußball-Union (Uefa), jeweils 90 Tage lang. Der Schweizer Blatter und der Franzose Platini dürfen damit ihre Ämter vorerst nicht ausüben und offiziell nicht einmal Fußballspiele besuchen.

Eine formale Begründung für die Entscheidung gab es aufgrund der Statuten der Ethik-Kommission zwar nicht. Hintergrund ist allerdings eine Zahlung von zwei Millionen Schweizer Franken, die Platini im Februar 2011 auf Blatters Veranlassung erhielt. Beide Funktionäre konnten dies bisher nicht plausibel erklären. Die Schweizer Bundesanwaltschaft ermittelt diesbezüglich; sie stuft den Vorgang als "treuwidrige Zahlung" ein.

Viele Fußball-Funktionäre und Politiker begrüßten den Schritt der Fifa-Ethiker. "Wir brauchen einen kompletten Neuanfang, personell und organisatorisch", sagte Reinhard Rauball, Chef der deutschen Fußball-Liga (DFL). Blatter und Platini wollten sich mit dem Urteil allerdings nicht zufriedengeben. Der suspendierte Fifa-Präsident monierte, er sei nicht ordnungsgemäß angehört worden, was die Ethik-Kommission zurückwies.

Platini sprach von Rufschädigung und kündigte an, Einspruch einzulegen.

Blatter hatte wegen der Ermittlungen in den USA und der Schweiz rund um die Korruptionsaffären des Fußball-Weltverbandes ohnehin für den 26. Februar seinen Rücktritt angekündigt. Er versucht offenkundig schon seit geraumer Zeit, eine Lösung zu finden, wie er danach weiter in die Fifa-Spitze eingebunden sein kann, etwa als Ehrenpräsident.

Gravierender dürfte die Entscheidung für Platini sein. Der Franzose galt bis zum Bekanntwerden der Zwei-Millionen-Zahlung als Favorit auf Blatters Nachfolge. Er will seine Kandidatur trotz der befristeten Sperre aufrechterhalten; Platini reichte noch kurz vor der offiziellen Bekanntgabe der Sanktion die für die Bewerbung notwendigen Unterstützerschriften ein. Jedoch rückten in einer ersten Reaktion selbst Verbündete wie der Deutsche Fußball-Bund (DFB) von ihm ab. Aus dem Umfeld des Ethik-Komitees hieß es, eine Kandidatur Platinis sei politisch schlicht nicht mehr vorstellbar. Auch der Südkoreaner Chung Mong-Joon fällt aus, weil ihn die Ethik-Kommission für sechs Jahre sperrte. Sie hatte gegen ihn wegen Verstößen im Rahmen der WM-Vergabe 2022 ermittelt. Andere seriöse Bewerber gab es nicht, von daher dürfte nun viel Bewegung in den Kampf um das höchste Fifa-Amt kommen. Die Anmeldefrist endet am 26.

Oktober. An die Spitze der Fifa rückt für eine Übergangsphase Issa Hayatou. Der Kameruner ist allerdings schwer erkrankt und war schon in diverse Affären verwickelt. Unter anderem erhielt er von der bankrott gegangenen Sportrechtagentur ISL Schmiergelder.

Bei der Uefa ist als Interimslösung der ebenfalls schlecht beleumundete Spanier Ángel María Villar Llona vorgesehen.

© SZ vom 09.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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