Europaweite Proteste:Brandanschlag auf Synagoge, Gewalt bei Kundgebungen

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Die israelische Offensive im Gaza-Streifen hat am Samstag Menschen in vielen Ländern zu Protestkundgebungen veranlasst - die nicht überall friedlich blieben. In Frankreich wurde sogar ein Molotow-Cocktail auf eine Synagoge geworfen.

In vielen Städten Europas haben am Samstag Menschen gegen die Gewalt im Gaza-Konflikt und für Frieden im Nahen Osten demonstriert.

In London versammelten sich mehrere Tausend Demonstranten auf dem Trafalgar Square. Redner riefen die britische Regierung auf, ihren Botschafter aus Israel abzuziehen. Rund 200 Demonstranten, darunter viele Kinder, hielten Puppen in ihren Armen, um an das Leid der Kinder im Krisengebiet zu erinnern. In Birmingham machten mehr als 5000 Demonstranten ihrem Ärger Luft und riefen "Freiheit für Palästina".

Auf der größten deutschen Demonstration in Berlin zogen nach Polizeiangaben rund 6000 Teilnehmer Richtung Brandenburger Tor. Auf Transparenten und in Sprechchören verurteilten sie das Vorgehen Israels und gaben Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) eine Mitschuld an dem Konflikt im Nahen Osten.

In Kassel griffen mehrere Demonstranten einen pro-israelischen Stand an und versuchten, Fahnen und Plakate herunterzureißen. In Duisburg wurden pro-israelische Demonstranten beschimpft und mit Feuerwerkskörpern beworfen.

Auch in Rom protestierten Tausende auf einer Kundgebung "Pro Palästina" gegen die israelischen Angriffe im Gaza-Streifen. "Israelis Mörder - Hände weg von den Kindern", lautete ein im Chor gesungener Slogan der Demonstranten gegen das "Massaker an den Palästinensern". Auf den jüdischen Davidstern gedruckte Hakenkreuze manifestierten die Ablehnung der israelischen Politik.

Rund 4000 Menschen protestierten im Zentrum Athens gegen die israelischen Angriffe. Die Demonstranten zogen vor die amerikanische und die israelische Botschaft und verbrannten israelische und US-amerikanische Fahnen. Viele Teilnehmer waren nach Berichten des Fernsehens arabischer Abstammung. Sie skandierten antiisraelische Parolen und warfen Knallkörper. Starke Einheiten der Bereitschaftspolizei sicherten die Botschaftsgebäude.

In der bulgarischen Hauptstadt Sofia demonstrierte ein Initiativkomitee "Bürger unterstützen Israel".

Bei einem Besuch von UN-Generalsekretär Ban Ki Moon im Libanon versammelten sich rund 500 Menschen als Zeichen des Protests gegen die Reaktion der Vereinten Nationen auf die israelischen Angriffe. Nach Ansicht der Demonstranten reagierten die UN nicht schnell genug. Ein Vertreter der Hisbollah-Miliz, die mit der Hamas verbündet ist, sagte bei der Kundgebung in Beirut, Ban hätte am ersten Tag oder in der ersten Woche des Konflikts handeln müssen "und nicht erst nach 22 Tagen kommen".

Auch Parlamentspräsident Nabih Berri kritisierte die UN. Mit einer Umsetzung der vom Sicherheitsrat verabschiedeten Resolutionen zum Nahostkonflikt könne die Organisation sich wieder Respekt verschaffen, sagte er. Dazu zählten auch jene Resolutionen, in denen der Abzug der Israelis aus palästinensischem Gebiet gefordert werde.

Neuer Brandanschlag auf französische Synagoge

In Frankreich haben Unbekannte erneut einen Brandanschlag auf eine jüdische Einrichtung verübt. Die Täter warfen am frühen Morgen einen Molotowcocktail gegen die Synagoge in der Gemeinde Hayange in Lothringen, berichtete der Radiosender Europe 1.

Das Feuer habe schnell gelöscht werden. Mehrere Menschen, die im Obergeschoss des Gebäudes leben, seien aber vorsorglich in Sicherheit gebracht worden. Ein unbenutzter Brandsatz wurde von der Polizei in der Nähe der Synagoge entdeckt. Hayange liegt knapp 50 Kilometer von der deutsch-französischen Grenze entfernt.

In Frankreich hat es seit dem Beginn der israelischen Angriffe auf den Gaza-Streifen etliche antisemitischen Gewaltakte gegeben. Vor wenigen Tagen flogen bereits Molotow-Cocktails gegen jüdische Einrichtungen in Saint-Denis bei Paris und im elsässischen Schiltigheim. Bei Toulouse hatten Unbekannte Anfang Januar ein Auto gegen den Zaun einer Synagoge gefahren und es anschließend in Brand gesteckt.

Der französische Präsident Nicolas Sarkozy hatte nach den ersten Anschlägen harte Strafen für die Täter gefordert. Er werde es nicht zulassen, dass internationale Spannungen zu Gewalt in Frankreich führen, betonte er mit Blick auf den Gaza-Konflikt.

© dpa/AFP/Reuters/AP/ihe/dmo - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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