Europäische Union:Folgen des Eier-Skandals

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Nach den Fipronil-Funden will Brüssel sein Warnsystem bei Lebensmitteln verbessern: Kontrollen sollen vereinheitlicht werden und Bürger schneller über bedenkliche Schadstoffbelastungen im Essen informiert.

Von Thomas Kirchner, Brüssel

Die Europäische Union will ihr Schnellwarnsystem bei Lebensmittelverunreinigungen verbessern. Das wurde beim Treffen der EU-Agrarminister am Dienstag im estnischen Tallinn deutlich. Es war das erste Gespräch auf europäischer Ebene über den Skandal um verunreinigte Eier. Offiziell wurde zwar nur das weitere Vorgehen verabredet. Demnach sollen die Mitgliedstaaten bis zu einem Ministertreffen am 26. September Vorschläge vorlegen, welche Lehren aus dem Fall gezogen werden können. Darüber werde dann Anfang Oktober beraten, sagte EU-Kommissar Vytenis Andriukaitis.

Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) machte aber deutlich, was wohl kommen wird: Die vier am stärksten betroffenen EU-Staaten Belgien, die Niederlande, Frankreich und Deutschland, wollen demnach gemeinsam eine Position erarbeiten. "Ich möchte, dass wir das Schnellwarnsystem der EU wirklich zum Schnellwarnsystem machen und nicht Monate im Dunkeln tappen", sagte Schmidt. Die Verbraucher müssten schneller informiert werden. Überall in der EU müsse es die gleichen Standards geben. Nötig sei zudem eine europäische Koordination und Kontrolle. "Die Länder, die nicht liefern, müssen dazu angehalten und verpflichtet werden."

In 45 Ländern wurden mit Fipronil verunreinigte Eier oder Eierprodukte gefunden

Von dem Skandal sind mindestens 45 Länder betroffen. Bis Dienstag hatten 26 der 28 EU-Staaten gemeldet, dass bei ihnen mit dem Insektengift Fipronil verunreinigte Eier oder Eierprodukte aufgetaucht sind. Hinzu kamen Meldungen von 19 Nicht-EU-Staaten, unter ihnen die USA, Russland, Südafrika und die Türkei. Das Gift gelangte in die Eier, weil es unerlaubterweise zur Reinigung von Ställen eingesetzt wurde. In den Niederlanden bekamen Behörden bereits vor einem Jahr einen Hinweis darauf, dass Fipronil illegal in Ställen eingesetzt werde. Und selbst nachdem belgische Behörden in Eiern Fipronil nachgewiesen hatten, dauerte es mehr als zwei Wochen, bis am 20. Juli über das EU-Schnellwarnsystem die anderen Mitgliedstaaten informiert wurden. Erklärt wird dies mit dem Wunsch, die Ermittlungen nicht zu gefährden.

© SZ vom 06.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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