Europa:Ungleiche Löhne

Arbeitnehmer in Osteuropa können sich für ihr Geld weniger kaufen als ihre Kollegen in Deutschland, so eine Studie.

Von Detlef Esslinger, München

Arbeitnehmer in Osteuropa können sich für ihr Geld deutlich weniger kaufen als ihre Kollegen in Deutschland. Das ist das Ergebnis einer Untersuchung des Europäischen Gewerkschaftsinstituts, die an diesem Donnerstag in Brüssel veröffentlicht wird. Gemessen in Kaufkraft erhalten Arbeitnehmer in Litauen im Monat durchschnittlich 313 Euro weniger als deutsche Kollegen, bei Polen beträgt der Rückstand sogar 639 Euro, bei Rumänien sind es 944 Euro. Außer diesen drei Ländern untersuchten die Autoren Jan Drahokoupil und Agnieszka Piasna die Löhne in Bulgarien, Estland, Lettland, Kroatien, Slowenien und Tschechien.

Noch größer sind die Lohnunterschiede zwischen Arbeitern aus diesen Ländern und Deutschland, wenn man Vergleiche gezielt auf in etwa Gleichaltrige und gleich Gebildete beschränkt, die zudem ähnliche Jobs ausüben. Dann beträgt der Rückstand von Litauern 469 Euro, von Polen 669 Euro und von Rumänen sogar 1058 Euro. Für die Autoren zeigt dies, dass es nicht so sehr die oft angenommenen Unterschiede bei Produktivität oder Lebenshaltungskosten sind, die zu Lohnunterschieden führen. Ihre These ist, dass Arbeitnehmer in Osteuropa zu wenig Verhandlungsmacht haben. "Die EU und die Regierungen müssen Lohnsteigerungen fördern, indem sie einen gesetzlichen Rahmen für Tarifverhandlungen schaffen, vor allem für Flächentarifverträge", schreiben sie. Die Arbeitnehmer im Westen würden besser bezahlt, weil das System der Lohnfindung dort fairer sei, heißt es in der Studie. Dies wiederum sei wesentlich für den Erfolg der Industrie dort.

© SZ vom 21.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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