Europa:Haltung zeigen

Die EU muss zeigen, dass sie eine Gemeinschaft ist.

Von Alexander Mühlauer

Wäre es wirklich so schlimm, falls es keine Erklärung von Rom geben sollte? Was wäre schon dabei, wenn sich die Staats- und Regierungschefs der EU bei ihrem Jubiläumsgipfel zum 60. Jahrestag der Römischen Verträge lediglich treffen und einfach nur feiern? Dann müssten sie sich nicht mit der heiklen Frage auseinandersetzen, ob Europa nun in "unterschiedlichen Schritten" oder doch lieber in "verschiedenen Geschwindigkeiten" voranschreiten soll. Solche absurd anmutenden Formulierungskämpfe tragen Diplomaten zurzeit beim Feilschen um die Erklärung tatsächlich aus. Also, braucht es das wirklich? Ja, leider.

Die Europäische Union will in Rom - ohne Großbritannien - demonstrieren, dass sie trotz Brexit und all den anderen Problemen so etwas wie eine gemeinsame Haltung hat. Sie will zeigen, dass sie eine Gemeinschaft ist, die auch künftig für Frieden und Wohlstand einsteht. Schon in den vergangenen 60 Jahren hat die EU gut daran getan, Gedanken und Ziele stets festzuhalten. Auf Papier, das bleibt.

Sollte also der griechische Premier tatsächlich seine Drohung wahrmachen und die römische Erklärung nicht mittragen, weil es noch immer keine Einigung im Schuldenstreit seiner Regierung mit den Kreditgebern gibt, dann hat er nicht verstanden, worum es in Rom geht. Manchmal gibt es eben Tage, an denen man Haltung zeigen muss. Trotz allem.

© SZ vom 23.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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