Europa:Das Fieber sinkt

Ein bisschen Optimismus bitte: Die Zufriedenheit mit der EU nimmt zu.

Von Stefan Ulrich

Das Eurobarometer, mit dem die Brüssler Kommission die Stimmung unter den Bürgern misst, diente in den vergangenen Jahren als Fieberthermometer. Hoch kochte der Unmut. Die Nein-Werte zu EU und Euro erreichten bedrohliche Werte. Kein Zweifel: Europa war ernsthaft erkrankt.

Jetzt blickt die Kommission wieder auf das Barometer und sieht: Die Fieberwerte fallen. Stattdessen steigt die Zufriedenheit. 68 Prozent der Menschen in den Mitgliedsstaaten fühlen sich als Bürger der EU, immerhin 56 Prozent sehen deren Zukunft optimistisch. Die Bürger der Euro-Staaten sind sogar zu 73 Prozent für die Gemeinschaftswährung, das ist der beste Wert seit 2004. Zu Jahresanfang schienen EU und Euro noch dahinzusiechen, jetzt wirken sie verblüffend gut erholt. Das närrische Treiben des US-Präsidenten, das Taumeln der Briten durch den Brexit-Prozess und die zahlreichen Krisen der Welt von der Ukraine bis zum Klima lassen ein vereintes, starkes Europa wieder attraktiv erscheinen.

Die EU-Politiker sollten diese Stimmung nutzen, um ihre Kardinalprobleme anzugehen: Sie müssen sich endlich gemeinsam um die Flüchtlinge kümmern, den Euro stabilisieren, der Jugend im Süden Arbeit verschaffen und den Demokratie-, Rechtsstaats- und Werteverfall in Ländern wie Polen oder Ungarn stoppen. All das ist schwierig, und all das eilt. Denn das Fieber kann rasch wieder steigen.

© SZ vom 03.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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