Ein Jahr nach arabischem Frühling:Algerier wählen neues Parlament

Ein Jahr nach dem Arabischen Frühling wählen die Menschen in Algerien ein neues Parlament - ein Stimmungstest für die eingeleiteten Reformen.

Präsident Abdelaziz Bouteflika gibt in einem Wahllokal in Algier seine Stimme ab. (Foto: AP)

In Algerien sind die Wähler heute erstmals seit Beginn des Arabischen Frühlings aufgerufen, ein neues Parlament zu wählen. Angesichts des Desinteresses der Bevölkerung wurde mit einer geringen Beteiligung gerechnet. Um Fälschungsvorwürfen entgegenzuwirken, beobachten Vertreter der Europäischen Union, der Arabischen Liga und der Vereinten Nationen die Wahl.

Im Zentrum des Wahlkampfs stand die hohe Jugendarbeitslosigkeit von rund 21 Prozent. Die Abstimmung wird daher auch als Stimmungstest für die eingeleiteten Reformen gewertet. Rund 21,6 Millionen Wahlberechtigte sind aufgerufen, die 462 Mandate im Parlament neu zu vergeben. Insgesamt treten 44 Parteien an, darunter 21 neue Gruppierungen. Mit ersten Ergebnissen wird am Freitag gerechnet. Bei den letzten Wahlen 2007 hatten nur 36 Prozent der Wahlberechtigten ihre Stimme abgegeben.

Die Nationale Befreiungsfront (FLN) von Präsident Abdelaziz Bouteflika ging als Favorit in die Abstimmung. Jedoch wird damit gerechnet, dass sie an Boden verliert und die Islamisten gestärkt werden. Die FLN ist gespalten, die Führung von Generalsekretär Abdelaziz Belkhadem umstritten. Die Partei wird seit langem für die verbreitete Korruption und Vetternwirtschaft im Land verantwortlich gemacht. In Algerien ist die Unzufriedenheit mit der Politik hoch, jedoch gab es anders als etwa in Tunesien oder Ägypten bisher keine größeren Proteste.

© Süddeutsche.de/dpa/sebi - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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