Drogenpolitik:Mit Traditionen brechen

Für Cannabis und Alkohol sollten endlich ähnliche Gesetze gelten.

Von Kristiana Ludwig

Deutsche Drogenpolitik orientiert sich eher an Traditionen statt an der Realität. Anders lässt es sich nicht erklären, dass für Cannabis ganz andere Gesetze gelten als für Alkohol. Während das Glas Wein zum guten Ton und das Bier zum Feierabend gehört, wundern sich viele über die Nachricht, dass der Bund Deutscher Kriminalbeamter ein Ende des Cannabis-Verbots fordert. Durch dieses Gesetz würden Menschen stigmatisiert und kriminelle Karrieren erst befördert, argumentieren die Ermittler.

Experten gehen davon aus, dass jeder vierte Deutsche schon einmal einen Joint geraucht hat, und zwar über alle gesellschaftlichen Schichten hinweg. Der Konsum von Cannabis gehört also ebenso zur Realität wie der von Alkohol, wobei letzterer in Deutschland etwa 70 000 Todesfälle pro Jahr verursacht. Doch während Eltern und Lehrer Jugendliche über den Umgang mit Zigaretten und Alkohol aufklären können, ist das bei Cannabis schwieriger. Ein grundsätzliches Verbot verbietet auch, Jugendlichen zu empfehlen, beim Konsum Maß zu halten.

Es ist deshalb richtig, über eine neue Regulierung nachzudenken. Der Zeitpunkt ist günstig: Für medizinischen Hanf baut die Regierung ohnehin gerade eine Cannabisagentur auf, die den Anbau überwachen soll. Ebenso wichtig wäre es aber, auch die Alkoholgesetze zu ändern. Höhere Steuern etwa wären angesichts der Gefahren von Alkohol eine logische Konsequenz. Auch wenn das mit einer Tradition brechen würde.

© SZ vom 06.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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