Diesel-Affäre:Jetzt wird es eng

Gibt Audi nur zu, was andere herausfanden? Das wäre nicht hinnehmbar.

Von Max Hägler

Lange hatte sich Audi gewehrt gegen die Vorwürfe im Diesel-Skandal: Anfangs behauptete Vorstandschef Rupert Stadler, sein Unternehmen habe mit alledem nichts zu tun. Als sich dann einige Automodelle auf dem Prüfstand als extrem auffällig erwiesen, hieß es, das sei nur einem Versehen geschuldet, man habe Funktionen der Motorsteuerung nicht richtig deklariert. In den USA zog die Ausrede schon nicht richtig - Audi zahlte mehr als eine Milliarde Euro Strafe.

Nun ist klar: Audi hat auch in Deutschland manipuliert. Der Bundesverkehrsminister, aus Bayern stammend, schont den heimatlichen Autokonzern nicht mehr. Das ist eine bedrohliche Situation für Stadler, auch wenn man die Umstände dieser Eskalation noch nicht kennt. Vieles wird davon abhängen, ob Audi die nun bekannt gewordenen Schummeleien selbst angezeigt hat oder nicht. Das wird die Aufarbeitung der Affäre zeigen. Stellt sich heraus, dass der Konzern wieder nur zugibt, was andere herausfanden, dann ist das nicht hinnehmbar.

Auf jeden Fall müssen sich Stadler, aber auch Dobrindt die Frage gefallen lassen: Wieso erst jetzt? Offenbar hatten US-Behörden bereits vor knapp einem Jahr Indizien in dieser Sache. Die Prüfer und die Geprüften müssen jetzt alles aufdecken, was fragwürdig ist. Sonst riskieren sie, dass die Öffentlichkeit gegen alle Arten von Diesel-Motoren, die Audi-Fahrzeuge antreiben, Zweifel hegen.

© SZ vom 02.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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