DFB:Beckenbauer tief in WM-Affäre verstrickt

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Als Chef des Bewerbungskomitees unterschrieb er einen dubiosen Vertrag mit dem Fifa-Funktionär Jack Warner. Der DFB sieht darin einen möglichen Bestechungsversuch.

Von Hans Leyendecker und Klaus Ott, München

Franz Beckenbauer rückt in das Zentrum der Affäre um die Fußball-Weltmeisterschaft 2006. Der Ex-Nationalspieler und damalige Chef des Bewerbungskomitees soll zumindest versucht haben, mit dubiosen Mitteln den Fifa-Funktionär Jack Warner für die Vergabe der WM nach Deutschland zu gewinnen. Warner galt als eine der korruptesten Figuren in der Fifa und wurde kürzlich von der Ethikkommission des Weltverbands auf Lebenszeit für alle Ämter gesperrt.

Bei den internen Ermittlungen im Deutschen Fußball-Bund (DFB) ist in den Verbandsakten jetzt ein Dokument gefunden worden, das der kommissarische DFB-Chef Reinhard Rauball als möglichen Bestechungsversuch wertet. Der DFB sollte dem von Warner geleiteten Fußballverband für die Karibik, Nord- und Mittelamerika, Concacaf, und Warner selbst diverse Leistungen zukommen lassen. Concacaf wurde laut DFB sportliche Unterstützung versprochen, Warner wurden Tickets für mehrere WM-Spiele zugesagt.

Ein entsprechender Vertrag, der nach Angaben des DFB von Beckenbauer und Warner unterzeichnet wurde, datiert vom 2. Juli 2000. Wenige Tage später, am 6. Juli 2000, gab die Fifa-Exekutive mit 12:11 Stimmen Deutschland den Zuschlag für die WM 2006. Warner war Vizepräsident der Fifa und Mitglied der Exekutive. Der DFB hat nach eigenen Angaben keine Erkenntnisse, ob der Vertrag vollzogen wurde.

Selbst wenn das nicht der Fall gewesen wäre, bleibt die Frage, ob die in den Jahren darauf vom deutschen Organisationskomitee (OK) verschobenen zehn Millionen Schweizer Franken (6,7 Millionen Euro inklusive Zinsen) nachträgliche Schmiergeldzahlungen für den einen oder anderen Fifa-Funktionär gewesen sein könnten. Bei Korruptionsfällen kommt es oft vor, dass das Bestechungsgeld erst viel später fließt; nach der gekauften Entscheidung. Die Frage, ob die spätere Millionen-Schieberei eine Folge des Warner-Deals aus dem Jahr 2000 sein könnte, dürfte auch bei den internen Untersuchungen im Deutschen Fußball-Bund durch die Kanzlei Freshfields eine Rolle spielen.

Heile Fußballwelt: Franz Beckenbauer am 18. April 2006. (Foto: Peer Grimm/dpa)

"Freshfields ermittelt unbegrenzt in alle Richtungen", heißt es aus Verbandskreisen. Es sei geplant, Beckenbauer und andere damalige Funktionäre zu dem Warner-Deal zu befragen. Man könne aber niemanden zwingen, Auskunft zu geben, auch Beckenbauer nicht. Beckenbauer hat zu Beginn der Affäre erklärt, "es wurden keine Stimmen gekauft".

Der Ex-Nationalspieler hatte als Chef des Bewerbungs- und Organisationskomitees für die WM 2006 auf der Fußball-Weltbühne für Deutschland geworben, während sein Vertrauter Fedor Radmann im Hintergrund die Fäden zog. Auch Radmann soll an dem geplanten Warner-Deal beteiligt gewesen sein. Sein Name ist DFB-Kreisen zufolge in dem Warner-Vertrag ebenfalls vermerkt.

Bei den später verschobenen 6,7 Millionen Euro führt eine Spur zu Mohamed bin Hammam, einem inzwischen ebenfalls gesperrten Fifa-Funktionär aus Katar. Bin Hammam soll 2011 mit Hilfe Warners versucht haben, durch Schmiergeld Fifa-Präsident zu werden.

© SZ vom 11.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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