Deutschland und Frankreich:Hollandes Beitrag

Trotz der Schwüre in Verdun: Die Länder-Freundschaft ist lädiert. Ohne Frankreich steht Deutschland allein in der EU.

Von Stefan Kornelius

Die Schwüre über den Gräbern von Verdun mögen an die Raison d'Être der deutsch-französischen Freundschaft erinnern. Sie helfen aber nicht, die momentane Schwäche dieser für Europa so entscheidenden Allianz zu überwinden. Die Schwächephase begann mit der Euro-Krise 2009, sie zeigt sich in der gewaltigen ökonomischen Ungleichheit beider Nationen und ist mit einem Namen verbunden: François Hollande. Auch wenn der französische Präsident seine unterschwellige Feindseligkeit gegen die deutsche Bundeskanzlerin aufgegeben hat und die beiden inzwischen ein vertrautes Verhältnis pflegen: Hollande bleibt Gefangener seiner Innenpolitik.

Man kann Hollande zugutehalten, dass er die ökonomische Logik, wie sie Merkel seit Jahren in der EU predigt, zumindest nicht untergräbt. Das reicht aber nicht aus, um Europa den nächsten, so bitter notwendigen Integrationsschub zu verpassen, ohne den die Jahrhundertidee einer gemeinsamen Währung nicht funktionieren kann. Europa steht intellektuell still und wird von den Nationalisten aufgefressen, auch weil Frankreich geradezu faktisch der Sprit ausgeht.

Hollande wird diese Agonie nicht mehr überwinden. Dem traurigen Präsidenten fehlen Charisma und vor allem Gefolgsleute in hinreichender Zahl. Ausreichend Zeit war nun, um den Krisenmechanismus der EU zu verstehen. Nun braucht es Mechaniker - nach den Wahlen von 2017.

© SZ vom 30.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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