Demonstrationen in Frankreich:Zehntausende protestieren gegen Sparpolitik und Homoehe

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Vor einem Jahr ist Frankreichs Staatschef François Hollande angetreten - Anlass für seine Gegner wütend gegen seine Politik zu protestieren. Zehntausende trafen sich in Paris und anderen Städten zu Protestmärschen gegen die Sparpolitik der Regierung und die Einführung der Homoehe.

Anlässlich des Amtsantritts von Frankreichs Staatschef François Hollande vor einem Jahr sind am Sonntag Zehntausende Gegner der sozialistischen Regierung auf die Straßen gegangen. In Paris versammelten sich mehrere zehntausend Anhänger der linken Opposition und protestierten gegen die ihrer Meinung nach zu strikte Sparpolitik der Regierung.

In der Hauptstadt sowie in anderen Städten des Landes gingen zudem Gegner der Homo-Ehe auf die Straße. Die Polizei sprach von 30.000 Teilnehmern bei dem Protestmarsch gegen die Sparpolitik, der von der Pariser Place de la Bastille gestartet war. Die Organisatoren gaben ihre Zahl mit 180.000 an. "Wir akzeptieren keine Austeritätspolitik", sagte Linksparteichef Jean-Luc Mélenchon in seiner Rede vor den Demonstranten. "Wenn ihr nicht wisst, wie es geht - wir wissen es", rief er der Regierung zu.

Führende Sozialisten warfen Mélenchon während eines Treffens im Südwesten Frankreichs vor, die Linke zu spalten. Kritik an der Regierungspartei kam aber auch von der Grünen-Politikerin Eva Joly, die "sofortigen" und "echten Wandel" forderte. Kommunistenchef Pierre Laurent sprach von einem "vergeudeten Jahr für den Wandel".

In Paris und mehreren anderen großen Städten wie Lyon, Rennes, Lille und Montpellier demonstrierten am Sonntag zudem Gegner der kürzlich vom Parlament endgültig beschlossenen Homoehe. Die Reform ist äußerst umstritten und sorgt bereits seit Wochen für Demonstrationen sowohl von Befürwortern als auch Gegnern. Bereits am Samstag waren rund tausend Menschen, darunter viele Kinder und Jugendliche, durch die Innenstadt von Straßburg gezogen. Sie riefen Slogans wie "Hollande, wir wollen dein Gesetz nicht". Mitorganisator Georges Villiers sagte, das Problem sei, dass die Homoehe "automatisch" künstliche Befruchtung und Leihmutterschaften nach sich ziehe.

Die Regierungskritiker wählten für ihre Kundgebungen das Wochenende vor dem ersten Jahrestag von Hollandes Wahlsieg. Der Sozialist hatte am 6. Mai 2012 die Stichwahl gegen den damaligen konservativen Präsidenten Nicolas Sarkozy gewonnen. Den Jahrestag will seine Regierung nicht mit einer Feier begehen. Premierminister Jean-Marc Ayrault beraumte stattdessen für Montag ein Arbeitstreffen zur Vorbereitung der Reformpolitik der kommenden Monate ein. Frankreich befindet sich am Rande einer Rezession, die Arbeitslosigkeit hat den höchsten Stand seit 16 Jahren erreicht. Fast drei Viertel der Franzosen sind nach eigenen Angaben unzufrieden mit Hollande. Damit ist er so unbeliebt wie noch nie ein französischer Präsident ein Jahr nach Amtsantritt.

© Süddeutsche.de/AFP/sks - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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