Debatte um Entscheidung des Vatikan:"Der Papst selbst hat keinen Fehler gemacht"

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Regensburgs Bischof verteidigt Benedikt XVI. Sein Eichstätter Amtsbruder greift die Kanzlerin an: Deren Papstkritik sei "empörend und unbegreiflich".

Im Streit über die Rehabilitierung eines Holocaust-Leugners hat der Regensburger Bischof Gerhard Ludwig Müller Papst Benedikt XVI. in Schutz genommen. Benedikt sei die Position des britischen Bischofs Richard Williamson zum Völkermord der Nazis an sechs Millionen europäischen Juden persönlich nicht bekannt gewesen, sagte Müller in der ARD.

Der Regensburger Bischof Gerhard Ludwig Müller. (Foto: Foto: ddp)

"Er selbst hat keinen Fehler gemacht und braucht sich nicht zu entschuldigen", sagte Müller. Der Regensburger Bischof bezeichnete Williamsons Leugnung des Holocausts als idiotisch. "Er hat in furchtbarer Weise der Kirche geschadet und den Papst reingelegt", sagte Müller über den von Benedikt rehabilitierten Geistlichen. Williamson habe im Bistum Regensburg Hausverbot.

Der Brite ist einer von vier Geistlichen der ultrakonservativen Pius-Brüderschaft, deren 20 Jahre zurückliegende Exkommunikation der deutsche Papst aufhob. Anlass der Exkommunikation war die damals vom Vatikan abgelehnte Weihe der Geistlichen zu Bischöfen.

In der Passauer Neuen Presse fordert Müller die vier Bischöfe der umstrittenen Bruderschaft zum Amtsverzicht auf. Sie sollten "am besten ihr Amt niederlegen und sich in politischen und kirchenpolitischen Fragen nicht mehr öffentlich äußern", sagte der Regensburger Bischof.

Eichstätter Bischof nennt Merkels Papstkritik "empörend"

Unterdessen hat der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) für ihre Kritik an Benedikt XVI. scharf attackiert. Es sei "unbegreiflich und empörend", wenn die Kanzlerin vom Papst klare Worte zum Holocaust fordere, sagte Hanke am Mittwoch. Benedikt XVI. habe es in dieser Frage nie an Eindeutigkeit fehlen lassen. Der Bischof forderte die Politik auf, eindeutige Sachverhalte "ehrlich und ohne Polemik" zur Kenntnis zu nehmen.

Hingegen begrüßte die Kirchenbeauftragte der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Ingrid Fischbach, die Forderung Merkels an den Papst, klar Stellung zu beziehen. Das Leugnen des Holocausts sei in Deutschland eine Straftat.

Da sei es sinnvoll, wenn die Kanzlerin sich in die Kontroverse einschalte, sagte Fischbach im Deutschlandfunk. "Hier geht es auch um das Ansehen unseres Landes."

Zentralrat der Juden lobt Merkel

Auch der Zentralrat der Juden in Deutschland begrüßte ausdrücklich, dass die Bundeskanzlerin in die Debatte eingemischt hat. "Hochachtung und Anerkennung für die Bundeskanzlerin, dass sie sich in dieser diffizilen Angelegenheit zu Wort meldet", sagte der Zentralrats-Generalsekretär Stephan Kramer der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung (WAZ).

"Das zeigt, welche Umsicht und welches Verantwortungsgefühl sie hat", fügte Kramer an. Eine Klärung fordere auch der Zentralrat. "Sie ist wichtig nicht nur für die Kirche, sondern auch für die bundesdeutsche Gesellschaft."

Als einzigen Weg aus dieser schweren Krise sieht der Zentralrat ein Gespräch mit dem Papst. "Ich werde meinen Gremien vorschlagen, mit der Bischofskonferenz zusammen ein Gespräch mit dem Papst zu führen. Ich hoffe, dass dieses Signal gehört wird", sagte Kramer. Es könne nicht im Interesse des Zentralrates sein, den Vatikan und die Kirche zu schwächen. "Gerade in der heutigen Zeit brauchen wir eine starke Kirche. Die Religionsgemeinschaften haben eine große Verantwortung."

Berlins Erbischof: Papst soll noch mal prüfen

Der Berliner Erzbischof Georg Sterzinsky forderte den Papst zu einer Überprüfung seiner Entscheidung auf, den Holocaust-Leugner Richard Williamson wieder in die Kirche aufzunehmen. Der Kardinal sagte der Bild-Zeitung, die Aufhebung der Exkommunikation von Williamson halte er nicht für richtig. "Das muss in Ordnung gebracht werden."

Das Mindeste sei eine Überprüfung dieser Entscheidung. "Nach meinem Empfinden ist zu erwarten, dass dabei ein anderes Ergebnis herauskommt", sagte Sterzinsky. Für den Fall, dass Fehler gemacht wurden, müsse eine Entschuldigung ausgesprochen werden, "egal, auf welcher Ebene".

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