De Maizière in Afghanistan:Verteidigungsminister überraschend auf Truppenbesuch

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Drei Mal Afghanistan innerhalb eines halben Jahres: In der Nacht zum Sonntag ist Verteidigungsminister de Maizière zu einem unangekündigten Truppenbesuch im Bundeswehrlager Masar-i-Scharif eingetroffen. Die Reise dient auch dazu, den Rückzug der Bundeswehr aus Afghanistan vorzubereiten.

Verteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) ist in der Nacht zum Sonntag zu einem unangekündigten Truppenbesuch in Afghanistan eingetroffen. Es ist die dritte Afghanistan-Reise des Ministers binnen eines halben Jahres. Im regionalen Hauptquartier der internationalen Schutztruppe Isaf in Masar-i-Scharif informierte er sich über die Lage in Nordafghanistan, wo die Bundeswehr die Führungsrolle hat.

Verteidigungsminister de Maizière gedenkt bei seinem Besuch im Bundeswehrlager in Masar-i-Scharif der im Einsatz gestorbenen Soldaten. (Foto: dpa)

"Das Wichtigste ist natürlich, dass ich mit unseren Soldaten spreche und einen Eindruck gewinne, wie sie selbst die Lage beurteilen", sagte de Maizière auf dem Flug nach Afghanistan. Er wolle zudem mögliche Fragen zur laufenden Neuausrichtung der Bundeswehr oder zur Ausrüstung beantworten. Mit insgesamt rund 5000 Soldaten ist Deutschland der drittgrößte Truppensteller am Hindukusch.

De Maizière will an diesem Sonntag auch mit den Verbündeten sprechen. Neben Deutschland und den USA sind in den Nordprovinzen Soldaten aus 16 weiteren Ländern im Einsatz. "Wir tragen Verantwortung auch für die Soldaten dieser Nationen", sagte der Minister.

De Maizière will die anstehenden Entscheidungen über den allmählichen Abzug aus Afghanistan in enger Abstimmung mit den Partnern treffen. "Wir können weder fachlich noch politisch alleine eine verantwortbare Entscheidung treffen, die die Regierungen dieser Verbündeten vor vollendete Tatsachen stellt." Die USA wollen ihre Afghanistan-Truppe von rund 100.000 Soldaten bis Mitte 2012 um ein Drittel verringern.

Skepsis gegenüber einer raschen Truppenreduzierung

Der Abzug der deutschen Soldaten soll Ende dieses Jahres beginnen. Die endgültige Entscheidung soll der Bundestag im Dezember oder Januar im Zuge der Mandatsverlängerung treffen. Wie viele Soldaten in einem ersten Schritt abgezogen werden, ist noch offen. In der Bundeswehr wird eine rasche Truppenreduzierung äußerst skeptisch gesehen.

Anfang Oktober wollen die Verteidigungsminister der Truppensteller am Rande eines Nato-Treffens in Brüssel das weitere Vorgehen besprechen. Ende 2014 sollen keine internationalen Kampftruppen mehr in Afghanistan sein.

De Maizière hat sich vorgenommen, die Truppen in Afghanistan alle drei Monate zu besuchen. Er wolle nicht nur über "schriftliche Vermerke" über den Einsatz unterrichtet werden. Zum ersten Mal war der Minister Ende März nur wenige Wochen nach seinem Amtsantritt dort. Der zweite Besuch folgte im Juni.

Die Sicherheitslage in Afghanistan hat sich nach Einschätzung der Isaf in den vergangenen Monaten verbessert. Allerdings sind den Taliban seitdem mehrere größere Anschläge gelungen.

© dpa/rtr/AFP/sebi - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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