Datenschutz:Apple trotzt dem FBI

Lesezeit: 2 min

Die US-Bundespolizei hat die Verschlüsselung eines iPhones geknackt. Nun kündigt der Konzern an, seine Sicherheitstechnik zu verbessern.

Von Helmut Martin-Jung, München

Die US-Bundespolizei FBI hat das iPhone eines mutmaßlichen Terroristen entsperrt ohne die per Gerichtsbeschluss angeforderte Hilfe des Herstellers Apple. Die Mitarbeit des Konzerns werde "nicht länger benötigt", hieß es in einem Schreiben des Justizministeriums an das Gericht. Damit zeigt sich, dass mit einigem Aufwand auch Daten von weit verbreiteten Handys gezogen werden können, deren Verschlüsselung als sicher galt. Neuere iPhones sind aber schon jetzt schwerer zu knacken, und Apple, einer der führenden Smartphone-Hersteller, reagierte nun mit der Ankündigung, die Sicherheit der Geräte und Dienste weiter zu verbessern.

Mit dem Erfolg der Ermittler endet zwar der über Wochen ausgetragene Streit zwischen Apple und den Behörden in diesem einen Fall. Doch die weit größere Frage dahinter bleibt ungeklärt: Sollen Technologiefirmen dazu verpflichtet werden, digitale Hintertüren in ihre Produkte einzubauen, über die Ermittler auch an verschlüsselte Daten gelangen können?

Offenbar hat das FBI versucht, den Fall des mutmaßlichen Attentäters von San Bernardino zu einem Präzedenzfall zu machen. Wie die New York Times berichtet, soll Apple darum gebeten haben, die Anfrage nicht öffentlich zu stellen, so wie das üblich ist. So laufen derzeit in den USA neun Prozesse, bei denen es um das Entsperren von zwölf Apple-Mobilgeräten geht.

Doch die Behörde machte die Anfrage im San-Bernardino-Fall öffentlich und provozierte damit die deutliche Antwort von Apple-Chef Tim Cook, der sich viele andere große Technologiefirmen angeschlossen haben. Die US-Regierung schieße übers Ziel hinaus, lautet der Tenor von Cooks offenem Brief an die Kunden. Was das FBI verlange, würde die Rechte und Freiheiten unterminieren, die die Regierung eigentlich schützen solle.

Den Technologiekonzernen geht es aber nicht nur um Freiheitsrechte. Die Frage nach der Sicherheit persönlicher Daten betrifft ihre Geschäftsmodelle. Mobiltelefone wie das iPhone sind zu sehr persönlichen Geräten geworden, auf denen Fingerabdrücke ebenso wie Gesundheits- oder Bankdaten gespeichert sind. Die Konzerne befürchten nun, dass ein Generalschlüssel für Ermittlungsbehörden das Vertrauen in die Datensicherheit erschüttern könnte.

Reinschauen unmöglich? Nicht für das FBI: Der US-Bundespolizei ist es gelungen, ein iPhone ohne Hilfe des Herstellers zu knacken. (Foto: Eduardo Munoz/Reuters)

In diesem Spannungsfeld zwischen dem Verlangen von Ermittlern und Geheimdiensten nach Zugriffsmöglichkeit einerseits und dem Recht der Bürger auf Privatsphäre andererseits stecken nicht nur die USA. Auch in Europa wird darüber verstärkt diskutiert nach den jüngsten Attentaten in Paris und Brüssel. Großbritannien plant sehr weitgehende Eingriffsmöglichkeiten für Behörden, auch in Frankreich wird über die Verschärfung entsprechender Gesetze debattiert. Andere Staaten, darunter Deutschland und die Niederlande, sprechen sich dagegen aus.

Wie es gelang, das iPhone des mutmaßlichen Todesschützen von San Bernardino zu knacken, hält das FBI geheim. Sicherheitsexperten halten es für wahrscheinlich, dass eine bisher unbekannte Sicherheitslücke ausgenutzt wurde. Ob diese Information an Apple gegeben wird, entscheidet die US-Regierung.

© SZ vom 30.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: