Cyberkriminalität:Immer mehr Lücken

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Bundesbehörden sind Ziel von Angriffen aus dem Netz. Selbst die Seite eines Weihnachtsmarktes wurde angegriffen.

Von Tanjev Schultz, München

Die Bundesregierung und ihre Behörden werden immer öfter zum Ziel von Cyberangriffen. Waren es 2014 durchschnittlich fünf gezielte Attacken aus dem Internet am Tag, stieg die Zahl in diesem Jahr auf etwa 15 pro Tag, wie Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) am Donnerstag bei der Vorstellung eines Lageberichts zur IT-Sicherheit sagte. Es gebe derzeit jedoch keine Hinweise auf terroristische Cyberangriffe, durch die Menschenleben gefährdet wären. Die kritische Infrastruktur, wie Verkehrs- und Energienetze, werde in Deutschland zudem durch ein bereits beschlossenes Gesetz noch intensiver als früher geschützt.

Mutmaßliche Islamisten nutzen auch Sicherheitslücken bei privaten Internetseiten aus, um diese für Propaganda zu kapern. Im hessischen Friedrichsdorf wurde in dieser Woche die Homepage eines Weihnachtsmarkts gehackt. Zu sehen waren plötzlich Drohbotschaften einer Gruppe namens "Mujahidin Cyber Army". Die Seite wurde am Donnerstag abgeschaltet.

Aufsehen erregte in den vergangenen Monaten ein Angriff auf das Computernetz des Bundestags. Die Hintergründe sind weiterhin nicht vollständig aufgeklärt. Anders als bei den massenhaft verbreiteten Spam- und Phishing-Aktionen bedürfen gezielte Angriffe einer speziellen Abwehr. Früher seien gezielte Angriffe vor allem von Geheimdiensten ausgegangen, mittlerweile hätten sie eher einen "kriminellen Hintergrund", sagte der Präsident des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI), Michael Hange.

Das Bundesamt kritisierte die Geschäftspraxis der großen Software-Firmen. Die Anzahl "kritischer Schwachstellen in Standard-IT-Produkten" habe sich im Vergleich zu den bereits hohen Werten in den Vorjahren "noch einmal massiv erhöht", heißt es im Lagebericht der Behörde. De Maizière appellierte an die Hersteller, regelmäßige Sicherheits-Updates zu gewährleisten. Womöglich könnten sonst auch Schadenersatzansprüche auf die Hersteller zukommen. Das BSI fordert, dass die Unternehmen über den gesamten Lebenszyklus ihrer Produkte Verantwortung für die Sicherheit der Software übernehmen

© SZ vom 20.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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