Cyber-Terrorismus:Untertriebene Sorge

Manches Szenario ist jetzt noch Science-Fiction. Noch.

Von Tanjev Schultz

Gruselige Szenarien gibt es viele: Terroristen, die sich der Computer eines Wasser- oder eines Atomkraftwerks bemächtigen und eine Katastrophe auslösen. Cyberkrieger, die ganze Städte oder Staaten lahmlegen. Vieles davon ist, glücklicherweise, Science-Fiction. Noch. Man darf die Gefahren aus dem Internet nicht übertreiben, in Deutschland ist aber eher das Gegenteil der Fall.

So unangenehm die Hysterie ist, die hierzulande viele Debatten prägt, so erstaunlich und so fahrlässig ist die Laxheit, mit der viele Bürger, Politiker und Unternehmer auf die Bedrohungen aus dem Netz reagieren. Die erfolgreiche Attacke auf die Computer des Bundestags sollte eigentlich allen eine Warnung sein. Doch noch immer investieren viele Firmen und Institutionen zu wenig in die Sicherheit ihrer IT-Systeme. Und private Nutzer sind ohnehin seltsam sorglos.

Der scharfe Wettbewerb und die Profitgier in der Software-Branche sind für die Sicherheit ebenfalls nicht sehr förderlich. Es dauert oft zu lange, bis die Hersteller Sicherheitslücken schließen. Sie sollten sich auch nicht darauf verlassen oder sogar verlangen, dass die Kunden ständig neue Versionen ihrer Produkte kaufen. Der Gesetzgeber muss prüfen, ob der Verbraucherschutz für die digitalen Zeiten noch ausreicht. Kein Programm ist völlig sicher. Das darf aber keine Rechtfertigung dafür sein, dass Firmen durch unsichere, schlampige Software reich werden.

© SZ vom 20.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: