Chinesischer Aktionskünstler:Ai Weiwei darf wieder reisen

Lesezeit: 1 min

  • Die chinesischen Behörden haben dem Künstler und Regimekritiker Ai Weiwei den Reisepass zurückgegeben.
  • Schon zuvor hatte sich sein Verhältnis zu den Behörden verbessert. Mittlerweile konnte er innerhalb des Landes vier Ausstellungen eröffnen.
  • Nach seiner Festnahme vor vier Jahren war das lange Zeit undenkbar.
  • Die Polizei hatte dem Künstler Wirtschaftsvergehen vorgeworfen.

Menschenrechtsorganisation begrüßt Entscheidung

Der chinesische Künstler und Regimekritiker Ai Weiwei hat nach mehr als vier Jahren seinen Reisepass von den chinesischen Behörden zurückerhalten. Das bestätigte eine Sprecherin seines Studios. Zuvor hatte der 57-jährige Ai ein Bild von sich und dem Pass auf dem Fotodienst Instagram gepostet.

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Chinas berühmtester zeitgenössischer Künstler war 2011 von der Polizei auf dem Weg nach Hongkong festgenommen worden - wegen angeblicher Steuervergehen in Millionenhöhe. Nach 81 Tagen in Einzelhaft war er wieder auf freiem Fuß. Danach stand er zunächst unter Hausarrest. Anklage wurde nicht erhoben. Die Behörden behielten jedoch seinen Pass.

"Es ist eine großartige Nachricht, dass er den Reisepass bekommt, der ihm ohne Grund vorenthalten wurde", sagte Sophie Richardson von der Organisation Human Rights Watch in New York. Die chinesischen Behörden missbrauchten zunehmend die Gesetze zur Bewegungsfreiheit, um Druck auf kritische Stimmen auszuüben, beklagte Richardson. Einige bekämen keinen Pass genehmigt, andere dürften nicht wieder zurückkommen oder würden "im Ausland gejagt".

Mittlerweile auch Ausstellungen im eigenen Land

Schon in den Monaten vor der Rückgabe des Reisepasses hatte sich das Verhältnis der Behörden zu Ai deutlich entspannt. Innerhalb kurzer Zeit konnte er in Pekings Künstlervierteln 798 und Caochangdi gleich vier neue Ausstellungen eröffnen. Nach seiner Festnahme war das für lange Zeit undenkbar gewesen. Die von Ai in seinem Pekinger Atelier erstellten Werke wurden zwar in zahlreichen Galerien und Museen weltweit gezeigt - nicht aber in China.

Ai Weiwei gilt als "soziales Gewissen" des Landes, weil er sich immer wieder kritisch mit politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen in China auseinandersetzt. Im Berliner Martin-Gropius-Bau war ihm im vergangenen Jahr eine große Ausstellung gewidmet, die rund 240 000 Menschen sahen.

Ai Weiwei will Sohn besuchen

Eine der ersten Reisen Ais könnte nun nach Deutschland gehen. Der Künstler will nach eigenen Angaben seinen sechsjährigen Sohn besuchen, der in Berlin zur Schule geht. Außerdem will er sich in Deutschland einer Nachuntersuchung seiner Kopfoperation unterziehen. Ai war 2009 in München operiert worden, um die Spätfolgen eines brutalen Übergriffs chinesischer Beamter auf ihn zu behandeln.

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