China:Bannons geheimes Treffen

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Offenbar ist Stephen Bannon, Ex-Chefberater von Donald Trump, von einem hochrangigen chinesischen Funktionär eingeladen worden - obwohl kaum ein Trump-Mitarbeiter so hart gegen die Volksrepublik keilte wie er.

Von Kai Strittmatter

Es war ein außergewöhnliches Geheimtreffen, von dem die Financial Times am Freitag exklusiv berichtete: Der Zeitung zufolge war Stephen Bannon vergangene Woche für einen Kurzbesuch in Peking, um dort den zweitmächtigsten Mann Chinas zu treffen, Wang Qishan. Bannon war bis vor Kurzem noch Chefberater von US-Präsident Donald Trump gewesen. Als Chefstratege der Trump-Regierung war Bannon einer der größten Kritiker der chinesischen Regierung. Bannon wirft China vor, einen "Wirtschaftskrieg" gegen die USA zu führen. Beobachter führten Trumps zum Teil aggressive rhetorische Ausfälle gegen China auch auf Bannons Einfluss zurück.

Bannons Gesprächspartner Wang Qishan gilt als die rechte Hand von Partei- und Staatschef Xi Jinping und leitet dessen Antikorruptionskampagne. Das Gespräch fand der FT zufolge in Zhongnanhai in Peking statt, der Machtzentrale der KP Chinas. Die Einladung sei von Wang Qishan ausgegangen. Wang habe Bannon über seinen Wirtschaftsnationalismus und die populistische Bewegung hinter Trump ausfragen wollen, wird eine anonyme Quelle zitiert. Für Bannon war der Flug nach Peking ein Abstecher von einer Reise nach Hongkong, wo er einen Vortrag hielt. Im August hatte er das Weiße Haus verlassen und führt seither wieder die rechtspopulistische Webseite Breitbart News. Auch nach seinem Abschied aus dem Weißen Haus hat Bannon mehrfach klargemacht, dass er sich weiter als Kämpfer im Lager von Trump sieht.

Wang Qishan ist im Moment der Sheriff von Xi Jinping und hat für diesen in seiner Funktion als Chef der Disziplinarkommission der KP mehrere Rivalen aus dem Weg geräumt. Gleichzeitig gilt er als einer der weltläufigsten Spitzenkader der Partei. Er spielte in den vergangenen Jahrzehnten eine wichtige Rolle bei den Finanz- und Wirtschaftsreformen Chinas und war lange einer der wichtigsten Ansprechpartner für Besucher aus dem Westen. Das Verhältnis zu den USA ist für Peking im Moment eher unberechenbar. Seine härtesten Drohungen aus dem Wahlkampf - Strafzölle auf chinesische Waren zum Beispiel - hat Trump noch nicht wahr gemacht. Im Moment wünscht sich Washington von Peking mehr Unterstützung dabei, Druck auf Nordkorea auszuüben.

© SZ vom 23.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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