Bremen:Kirchensenator

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Am Freitag will sich Bremen auf seinen künftigen Senat einigen. Zum Wochenende werden die Posten verteilt, und schon jetzt tobt eine Debatte: Wer bekommt welches Amt? Und was passiert mit dem Senator für kirchliche Angelegenheiten?

Von Peter Burghardt

Jetzt soll es so weit sein, am Freitag will sich Bremen auf seinen künftigen Senat einigen. Rot-Grün macht weiter, obwohl die bequeme Mehrheit dahin ist. Bei der Bürgerschaftswahl am 10. Mai verloren beide Parteien so viele Stimmen, dass der SPD-Bürgermeister Jens Böhrnsen zurücktrat. Die seit Kriegsende herrschenden Sozialdemokraten sind allerdings wie gehabt die Nummer eins (32,8 Prozent), die Grünen sanken auf Platz drei (15,1 Prozent) - gemeinsam arbeiten die Koalitionäre seit sieben Wochen auf ein neues Bündnis hin. Böhrnsens Nachfolger wird sein Parteikollege Carsten Sieling, 56, bisher Bundestagsabgeordneter und Sprecher der Parlamentarischen Linken unter den Genossen. Aber welchen Job kriegt er noch, und welche Ämter bekommen die Kollegen?

Die Posten werden bis zum Wochenende offiziell verteilt, die Sachthemen wurden bereits besprochen. Zu einem Höhepunkt der Debatte geriet der ebenso vernünftige wie umstrittene Vorstoß, Cannabis an Erwachsene zentral zu verkaufen und straffrei konsumieren zu lassen. Auch beim Zankfall Weservertiefung und dem Bau des Schwerlasthafens für die Windkraftbranche in Bremerhaven kam man sich entgegen. Um die Schulden in Höhe von mehr als 20 Milliarden Euro und den Sparzwang darf sich entweder nach wie vor die grüne Finanzsenatorin Karoline Linnert kümmern oder jemand anders. Und was passiert mit dem Senator für kirchliche Angelegenheiten?

Das war seit 1979 kurioserweise der Bürgermeister, zuletzt also Böhrnsen, der außerdem die Kultur verwaltete. Diese bundesweit einzigartige Vermählung von Religion und Regierungschef indes missfällt den Bremer SPD-Laizisten und Laizistinnen. In einem Brief an Sieling regen sie an, das Ressort Kirche zu streichen und "als Sachgebiet/Referat beispielsweise dem Kultursenator zuzuweisen". Der Anteil der Bevölkerung an den christlichen Kirchen sei immerhin auf unter 50 Prozent gesunken. Entscheidend sei aber die Verfassung: "Die Kirchen und Religionsgemeinschaften sind vom Staat getrennt." Man wird sehen, wie die Sache ausgeht. Der Bremer Dom steht jedenfalls noch immer neben dem Bremer Rathaus.

© SZ vom 26.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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