Bischöfe:"Gebt ihnen ihre Würde zurück"

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Bischöfe rufen in ihren Neujahrspredigten zu Solidarität mit den Flüchtlingen auf und kritisieren Pegida.

Zum Jahreswechsel haben die Kirchen Terror, Kriege und Flüchtlingselend angeprangert und zu mehr Solidarität mit Menschen in Not aufgerufen. Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, forderte ein Ende der Ausgrenzung von Flüchtlingen. "Gebt ihnen ihre Würde zurück anstatt diese Würde mit dumpfen Sprüchen zu untergraben", sagte der bayerische Landesbischof in seiner Neujahrs-Predigt in der Münchner St. Matthäuskirche.

Kölns Erzbischof Rainer Maria Woelki macht die deutsche Rüstungsindustrie dafür mitverantwortlich, dass die Zahl der Flüchtlinge 2014 zugenommen hat und forderte mehr Sachlichkeit in der Debatte um steigende Flüchtlingszahlen in Deutschland. "Nicht wir im reichen Europa haben ein Flüchtlingsproblem, sondern die armen Nachbarländer der Krisenregionen", sagte Woelki am Mittwochabend in seiner Silvesterpredigt im Kölner Dom. Von den weltweit nach UN-Angaben 45 Millionen Flüchtlingen blieben 80 Prozent in ihren Heimatländern oder den Nachbarstaaten. Scharf kritisierte der katholische Geistliche die gegen den Islam gerichteten Pegida-Demonstrationen. "Das Abendland verteidigen wir nicht, indem wir die Schotten dicht machen."

Das Thema trieb auch seinen Rottenburger Kollegen Gebhard Fürst um: "Wer im Namen der Tradition des Christentums Fremdenhass zulässt oder schürt, gießt Öl ins Feuer des Fundamentalismus." Der Mainzer Kardinal Karl Lehmann nannte es beschämend, wie untätig die Menschen etwa die Gewalt in Syrien hinnähmen. "Wir sind oft so stolz über unsere technischen Leistungen, darin wirklich oft Giganten, aber im Blick auf den Erhalt des Friedens sind wir erbärmliche Zwerge", betonte der ehemalige Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz seinem Manuskript zufolge.

Fuldas katholischer Bischof Heinz Josef Algermissen forderte mehr Solidarität mit Flüchtlingen. "Werden wir in einem relativ reichen Land zu teilen bereit sein oder uns abschotten? Die Antwort auf diese Frage steht noch aus." Der sächsische Landesbischof Jochen Bohl mahnte im evangelischen Neujahrsgottesdienst in der Dresdner Frauenkirche, über Einwanderungs- und Asylpolitik müsse gestritten werden, "über die Aufnahme von Flüchtlingen aber gibt es nichts zu streiten".

© SZ vom 02.01.2015 / dpa, epd - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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